Montag, 12. Juli 2010

Das Letzte...!

Spanien ist Weltmeister, ein Land im Freudentaummel, ein anderes zutiefst traurig, dass man im dritten Anlauf wieder gescheitert ist. Doch der erste und ganz sicher nicht unverdiente WM-Titel geht an die furia roja – nein, ich bin (zum Glück) nicht der einzige Schreiberling, der dieser Meinung ist. Das Spiel gestern war kein grosses, aber ein spannendes und eines bei dem sich beide Mannschaften nichts geschenkt haben. Die Niederländer superagressiv und einige Male überhart, die Spanier nach einem kurzen Anfangsfurioso eine Zeit lang mit Mühe im Spiel nach vorne. Beide hatten den Führungstreffer auf dem Fuss, die Spanier öfter als die Holländer. Also: España campeones del mundo! Stern Nr. 1.

Doch wie war’s denn nun, das Turnier?


Toll war’s. Rund 5400 Minuten geschaut, sich gefreut, geärgert, ereifert, geklatscht, geflucht, über 60 Blogeinträge reingehauen und die Eigenvorgabe, während der WM jeden Tag einen Eintrag zu schreiben, eingehalten.


Es war also für mich eine wirklich gelungene WM mit guter Stimmung, tollen Toren, umstrittenen Szenen, haarsträubenden Fehlentscheiden, Spannung, interessanten taktischen Ein- und Aufstellungen, vielen Torwartfehlern, Ausfällen und Einfällen.


Viele befürchteten, dass es keine Fortsetzung des Sommermärchens geben würde – den Begriff kann ich eigentlich nicht mehr hören/lesen. Es gab vorher tolle Turniere und es wird sie auch danach geben. Das in Südafrika gehört zu den gelungeneren. Nichts war von Organisationschaos zu spüren. Die Stadien mehrheitlich gut besetzt (es gibt keine WM an der sämtliche Spiele pitschepatsche voll waren). Den Südafrikanern, die auch nach dem Ausscheiden ihrer Mannschaft in den Stadien kräftig weiterfeierten, darf man dafür ein Kränzchen winden. Sowas sieht man nicht alle Tage. Sommermärchen, Wintermärchen, Fussballmärchen... jede WM ist etwas besonderes, etwas einzigartiges und wird es auch bleiben.


Die Afrikaner trotzten den vorher vielerorts zu vernehmenden Unkenrufen um eine Vergabe der WM an ihren Kontinenten und fast, nur fast, wäre es mit Ghana sogar zum ersten Halbfinaleinzug eines afrikanischen Teams gekommen. Gepasst hätte es, aber es sollte eben nicht sein.


Zu hoffen ist, dass die Nationen des schwarzen Kontinents es auch endlich einsehen werden, dass ein Trainer länger als nur 12 Monate mit einem Team arbeiten muss um etwas erreichen zu können. Die ständigen Wechsel bei jedem kleinen Rückschlag bringen keine Konstanz, sind hinderlich in einer erfolgreichen Entwicklung eines Teams, die internen Reibereien fressen den Erfolg auf, bevor er sich einstellen kann. Das mussten sie auch 2010 wieder erfahren, wo 5 von 6 Teams deutlich in der Gruppenphase hängen blieben. Dazu kommt, dass man die Erwartungen eben auch etwas relativieren sollte und nicht gleich immer von Halbfinale und Finale sprechen (selbiges gilt aber auch für viele andere der grossen Nationen).


Die grossen Teams Südamerikas werden in 4 Jahren zweifellos wieder mitreden, wenn auch der Druck um einiges grösser sein wird als 2010. Dennoch ist eines klar geworden: Fast alle Länder sind noch näher zusammengerückt und die Weltnummer 50 kann der Weltnummer 3 nicht nur mehr nur ein Unentschieden abtrotzen. Somit werden auch in 4 Jahren einige grosse Namen schon früh stolpern – und irgendwann, irgendwann erwischt es jeden.


Jetzt, nach 4 Wochen Fussball bleibt nicht mehr viel übrig als die Fahnen abzuhängen (so sie denn nicht rot-gelb-rot sind, so wegen Feierstimmung), die bookmarks zu entfernen, die Leibchen zu verstauen und sich auf das nächste grosse Ereignis in 2 Jahren, die EM in Polen und der Ukraine, zu freuen. JAbulani hin, JObulani her.


Es hat Spass gemacht diesen WM-Blog zu unterhalten und ich möchte allen Lesern fürs reinschmöckern danken, egal ob wir uns hie einer Meinung und da auch mal nicht waren.

WM-Best-of

Meine WM-Auswahl:
Tor: Casillas (Stekelenburg)
Verteidigung: Lugano, Pique, Ramos, Puyol (Bastos, Dos Santos, Capdevilla, Lahm)
Mittelfeld: Iniesta, Sneijder, Arevalo, Müller (Xavi, Schweinsteiger, K.P. Boateng)
Sturm: Forlan, Villa (Gyan, Higuain)

Den schönsten Fussball boten:

Spanien und Deutschland

Schlechtestes Team:

Nordkorea

Überraschung der WM:

Uruguay

Trainer der WM:

Uruguays Oscar Tabarez. Intelligenter, intellektueller und zurückhaltender Trainer, der aus seiner Mannschaft das Beste herauszuholen verstand ohne sich selber in den Vordergrund zu spielen.

Bester Spieler:

Diego Forlan

Entdeckung der WM:

Thomas Müller

Star-Enttäuschung:

Christiano Ronaldo

Die ganz persönliche WM-Enttäuschung:

England (Spieler ausser Form und mit zuviel Ego im Spiel)

Tor der WM:

Giovanni van Bronckhorsts Traumschuss gegen Uruguay und Forlans Volleyschuss zum 2:2 im kleinen Finale.

Schönste Trikots:

USA away
Ghana away
Uruguay home

Flop der WM:

Robert Greens Missgriff und südafrikanische Rasenlöcher

Ärgernis der WM:

Das französische Drama und ihr Mitverursacher, der Ego-Trainer

Beste Livekommentatoren:

Das Team des ORF

Bester Studioexperte:

Gilbert Gress auf SF2, sowas wie der Schweizer Günther Netzer, aber wirklich witzig!

Song der WM:

Keiner.... ich kann sie alle nicht mehr hören

Augenschein der WM:

Trainer tauchen in Zwillingskostümen auf (GER, NED...)

Sonntag, 11. Juli 2010

Fii-naa-löööö

Pragmatischer gegen technisch hochstehenden Kurzpass-Fussball, so könnte der Untertitel des heutigen Finalspiels lauten. Auf jeden Fall gibt es einen neuen Weltmeister und das ist doch eine wunderbare Sache (zuletzt war das 1998 mit Frankreich der Fall und davor 1966 mit England). Zudem stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die es mehr als verdient haben um den Titel zu spielen, sie waren über alles gesehen die zwei besten Teams der WM.

Ich liebe Van Gogh, Hollands bedeutendster Export neben Edammer und Tulpen und auch der Fussball, den die Oranjes spielen, kann sich sehen lassen, auch wenn es an der WM nicht der begeisternde Tempofussball der EM 08 ist. Aber Spanien... Spanien. Das ist DER Fussball für’s Auge schlechthin. Und die Oranjes können diesen nur unterbinden, wenn sie konsequent und früh im Mittelfeld stören und Pressing betreiben – so wie es die USA vor einem Jahr am Continental Cup erfolgreich getan haben.


Ein Duell auf Augenhöhe, so sah ich bereits das Halbfinale Deutschland – Spanien, doch es wurde zu einem Schaulaufen der furia roja. So oder so, im Spiel sieht oft vieles ganz anders aus, trotzdem:
Ein paar Vorabvergleiche.

Torwart:

Stekelenburg hatte im Halbfinale einen bösen Patzer, der Uruguay zurück ins Spiel brachte. Ansonsten zeigte er mehrheitlich eine gute WM.
Iker Casillas zeigte auch im Spiel gegen Deutschland ein, zwei kleine Unsicherheiten, steigerte sich aber von Spiel zu Spiel, bishin zum Penaltysave gegen Paraguay und zwei ebenso wichtigen Paraden gegen die Löw-Elf.

Unentschieden



Verteidigung:

So richtig auf Herz und Nieren wurde die Holländische Abwehr noch nicht richtig geprüft. Immerhin überstanden sie die brasilianische Offensive im Viertelfinale und kassierten insgesamt 5 Tore in 6 Spielen. Die Defensive könnte der Knackpunkt im Spiel der Oranjes sein.
Spanien hingegen steht mit nur 2 Gegentoren da. Diese kassierten sie in den Gruppenspielen, danach hielten sie sich schadlos. Pique und Puyol sind derzeit in Hochform, die Aussenverteidiger Ramos und Capdevilla offensiv brandgefährlich.

Vorteil Spanien



Mittelfeld:

Mehr Impulse geht vom Mittelfeld der Spanier aus, hier versammeln sich die Supertechniker Iniesta, Xavi und Xabi Alonso und verteilen die Pässe. Iniesta ist zurück nach seiner Verletzung, wenn auch nicht in Topform. Er läuft sich oft fest, kommt aber ebenso überraschend immer wieder durch. Oft sind sie zu verspielt, zu wenig effizient. Kommen sie aber ins Spiel hat der Gegner keine Chance.
Mit Snejider haben die Holländer den torgefährlichsten Mittelfeldspieler der WM. Van Bommel hält ihm den Rücken frei und spielt den besten 6er an dieser Meisterschaft. Kuyt, eigentlich nomineller Stürmer, lässt sich oft leicht zurückfallen und ist ein steter Unruheherd.

Verspieltheit gegen Pragmatismus: Unentschieden



Sturm:

Villa ist zweifellos der Stürmer der WM. Neben ihm blieb Torres blass, der einfach nicht in Fahrt kommt. Pedro scheint eine wuselige Alternative zu sein.
Robbens Zug von rechts in die Mitte ist zwar berechenbar, doch der Bayernspieler ist immer für ein Tor gut. Bei Van Persie läuft es hingegen ganz und gar nicht, 1 Tor für einen Stürmer seines Kalibers ist zu wenig. Elia bringt jeweils mehr Unruhe ins gegnerische Spiel.

Vorteil Spanien



Bank:

Die Ersatzbank der Spanier ist mit Llorente, Fabregas. Marchena und Silva (der keine gute WM zeigt) besser bestückt als die der Holländer. Del Bosque hat mehr Optionen als Van Marwijk.

Vorteil Spanien


Fans:

Die Oranjes haben die verrücktesten Fans der Welt. Kaum eine Nation ist so fussballverrückt wie die Holländer. Sie reisen in Massen (ein Phänomen des Holländers an sich) tausende Kilometer zu unwichtigen wie auch wichtigen Spielen, gehören zu den friedlichsten und umgänglichsten ihrer Sorte und bringen in jedes Stadion eine tolle Stimmung. Da können die ebenfalls fussballverrückten Iberer kaum mithalten. Immerhin kann der Fussball die schwierige Situation im Land für kurze Momente vergessen machen.

Vorteil Niederlande


Samstag, 10. Juli 2010

Der Halbfinal-Kater im kleinen Finale

Bronze? Wer erinnert sich aus dem Stehgreif, welches Team 2002 Dritter wurde? Na? Es war die Türkei. Oder 1998? Kroatien. Doch wer waren die Gegner?

Es ist ein umstrittenes „kleines Finale“, ein Spiel der Enttäuschten. Wer hat heute mehr Siegeswillen? Wer kann die ganz grosse Enttäuschung abschütteln und unbeschwert auftreten?


Uruguay möchte nicht mit leeren Händen nach Hause und seine super WM 2010 erfolgreich abschliessen. Deutschland, noch immer zu tiefst enttäuscht, dass es wieder nicht geklappt hat, scheint weniger an diesem Spiel zu hängen. In meiner Umgebung fanden einige „Fans“ gar, dass sie sich das kleine Finale gar nicht anschauen werden. Unverständlich.


Die Deutschlandfähnchen, die hier plötzlich am Mittwoch an Autos auftauchten wo zuvor nix zu sehen war, verschwanden genauso fix wieder. Schade. Das Team hat doch so viel erreicht, sich (nicht nur im benachbarten) Ausland viele Sympathiepunkte geholt. Wieso soll man nicht dazu stehen können, dass man zum dritten Mal hintereinander im WM-Halbfinale stand? Darf man erwarten jedes Mal Weltmeister zu werden?


Also Kopf hoch, liebes Nachbarland. Ihr habt die Özils, die Müllers, die Schweinsteigers und die Neuers. Was will man mehr als solch tolle Zukunftsaussichten?



Mein Tipp für das kleine Finale: Uruguay

Freitag, 9. Juli 2010

Auf Schritt und Tritt

Früher gab es die Manndeckung, bei der man dem Gegenspieler übers ganze Feld auf die Füsse trat. Keiner schien nach 90 Minuten mehr über den einzelnen Spieler als der Manndecker zu wissen. Längst haben unzählige Kameras, Statistiker und Computerprogramme das Spielfeld im Griff. Da ist nicht nur das Foul im vierten Zeitlupenanlauf erst und soppelt so brutal zu sehen, auch die Leistungen im Weitspucken und Schauspielern sind hervorragend im Bild gehalten.

Für Statistikfans aber bietet South Africa 2010 ein wahres Eldorado. Neben der guten, alten Anzahl geschossener Tore, Torschüssen und eingesteckter Fouls findet man eine genaue Aufstellung der gespielten Pässe in Zahlen und Prozenten. Kurze Pässe, mittellange und lange Pässe. Die Aktivität des Spielers wird aufgeführt als Zeit mit geringer, mittlerer und hoher Aktivität. Klar, dass die Höchstgeschwindigkeit nicht fehlen darf...


Auch ganze Mannschaftsstatistiken findet man und erfährt über welche Seite Spanien hauptsächlich angreift oder wie oft sie ins Abseits gerannt sind, aus welchen Positionen die Torschüsse abgegeben, wieviele Klärungs- und erfolgreiche Klärungsversuche getätigt wurden.


Fast, wirklich fast alles ist dokumentiert. Nur der Torhüter wird von der FIFA bzw. den Statistikern etwas stiefmütterlich behandelt. Da findet man lediglich die Anzahl Abwehrreaktionen und die gespielten Pässe. Nichts aber zur Sicherheit bei hohen Bällen, zum Herauslaufen usw.


Gar nichts findet man hingegen zu den Schiedsrichtern. Keine Auflistung von gezeigten gelben und roten Karten, natürlich nichts zu „Falsche-Offside-Entscheidungen“ und schon gar keine Stellungnahme dazu, wieso ein Weltklasseschiri (von denen es vielleicht 10 gibt) wie Massimo Busacca nur ein Spiel pfeifen durfte und nach Hause geschickt wurde. Solche Auseinandersetzungen scheut der grosse Fussballverband seit Jahr und Tag.


Und während man sich also so auf den FIFA-Statistikseiten tummelt, so fragt man sich sogleich wieder: Wieso bei all diesen Möglichkeiten jedes noch so kleine Detail der Spieler festzuhalten, es ums Himmels Willen so lange dauert, bis endlich eine Regelung für umstrittene Torszenen gefunden wird? Wir wissen es längst: Es liegt nicht am Technischen sondern am Willen der ganz Mächtigen. Und der ist bekanntlich störrischer und unumstösslicher als jede Statistik.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Herz, Bauch, Kopf

Nicht nur wir Schweizer sind multikulti geprägt, auch andere Teams haben eine multikulturelle Durchmischung, wie man bei uns sagt. Deutschland spielt mit drei Polen, einem Türken, einem Ghanaer und Nordafrikaner, sogar einem Brasilianer, ja selbst spanisches Blut ist mit von der Partie - teilweise. Die Schweiz spielt türkisch, albanisch, kosovarisch, halbfranzösisch und sogar capverdisch. Kunterbunt also so einige Teams an dieser WM.

Ja dann darf ich als Fussballiebhaber doch auch ein bisschen polyglott fanen, oder nicht? Das tue ich zugegebenermassen seit langer Zeit schon und Leiden ist da mitunter gleich mehrfach angesagt, denn:


Mein Herz

hängt an England, spätestens seit ich begriff wie Fussball (insbesondere auf der Insel) gespielt wurde.

Mein Bauch

erinnert mich an Brasilien, nicht weil er so gross wäre wie das riesige Land, aber seit Kindesbein an fand ich die Kicker in Gelbblauweiss faszinierend. Auch mein erstes Fussballleibchen war eines der Brasilianer.

In meinem Kopf

aber spielt Spanien die Hauptrolle. Diesen fantastischen Fussball, lange Zeit erfolglos und nicht immer so fantastisch, hat sich immer wieder mit meinem Bauch gestritten, aber die Augen, die wollen ticidings sehen - und die Augen sind bekanntlich im Kopf.

Ja was soll man machen, wenn die Schweizer sich selber rauswerfen? Dann müssen eben Herz, Bauch und Kopf herhalten. Doch das Herz verabschiedete sich allzu schnell und mit Garacho, schwupps, und weg waren sie. Der Bauch blieb nur wenig länger als das Herz, aber der Kopf, der war noch da. 1:0 im Achtelfinale, 1:0 im Viertelfinale und 1:0 im Halbfinale. Egal. Nein doch nicht, meine Nerven (der Kopf eben) wurden etwas mitgenommen. In den letzten 20 Minuten des Halbfinals gegen Deutschland Ruhepuls von 96 bis 110. Oje, mein Herz. Ah nein, das ist ja schon raus...


Der Kopf bleibt also drin (und dran sowieso). Schön. Und mit dem Ding kann ich auch locker noch den Final schauen. Was braucht man da schon Herz und Bauch?

Spieltag 23: Olé!

An einer WM zieht jede Mannschaft zumindest ein schwaches Spiel ein. Spanien hatte seines gegen die Schweiz, Deutschland zeigte ein solches gestern (selbst gegen Serbien spielten 10 Deutsche besser). Aber das liegt bekanntlich nicht nur am eigenen Team sondern auch am Gegner, der vieles nicht zuliess, was Deutschland zuvor auszeichnete. Wo war das unbeschwerte Spiel, die Kaltblütigkeit vor dem Tor, die Özils und Kloses? Das alles blitzte nur ganz selten durch, 2 Schüsse aufs Tor sind einfach zu wenig. Die Deutschen liessen sich vom Passspiel der Spanier einschnüren, nur gelegentlich konnten sie sich aus ihrer eigenen Hälfte lösen. Zu wenig – und nach dem 1:0 vor allem zu spät. Zerbrach die Deutsche Elf an der Euphorie, am riesigen Druck?

Iker Casillas zeigte sein bestes Spiel an der WM, eine kleine Unsicherheit zu Beginn des Spiels, sonst stark (2 ganz grosse Paraden!). Pique ein Turm in der Abwehr, Puyol mit dem Tor des Tages, Iniesta fleissig aber oft glücklos. Doch wenn man wie Pedro einen Konter, bei dem er alleine aufs Tor zieht, nicht zum Abschluss bringt, dann stimmt die Torausbeute nicht.


Auf der anderen Seite zeigte nur Manuel Neuer mit einem tadellosen Abend eine gute Leistung. Schweinsteiger ackerte vor allem in der Defensive, vorne ging so gut wie nichts (Podolski ein Totalausfall), Boateng auf Ramos Seite oft überfodert.


Die Dominanz der Spanier war eindrücklich und wieder einmal spiegelte der Ballbesitz (49 : 51%) den Spielverlauf nicht wieder. Gestern ist das klar bessere, das überlegene Team weitergekommen.


Zwei Mannschaften, die es verdient haben, stehen im Finale und das Schönste dabei ist: Es wird 2010 einen neuen Weltmeister geben.



Top des Tages: Spaniens Technik und Passspiel

Flop des Tages: Die Deutsche Offensive
Ärgernis des Tages: Ich kann den Begriff „Sommermärchen“ nicht mehr hören
Überraschung des Tages: Eines der fairsten Spiele der WM

Die Bonmots des Morgens quer durch die Deutsche TV-Landschaft:


„Wir sind die Sieger des Herzens!“


“2014 werden wir nach dem Gesetz der Regelmässigkeit Weltmeister.“


“Die Modefarbe des Sommers bleibt schwarz-rot-gold!“


“Ich habe getippt, dass Deutschland bis in die Halbzeit kommt...“


“Mit einer Niederlage hatte niemand gerechnet!“

Mittwoch, 7. Juli 2010

Spieltag 22 + Halbfinale #2

Tolles Halbfinale gestern mit einem verdienten Sieger. Den Niederlanden ist es mehr als zu gönnen, dass sie zum dritten Mal in ein WM-Finale einziehen. Sie haben zwar einen optisch nicht sonderlich schönen Fussball geboten, aber einen effizienten. Und am Schluss zählt halt doch nur das Resultat – und das zeigt mit 3:2 wie schwer Uruguay zu bezwingen war, die noch in der Nachspielzeit den Ausgleich suchten, denen die Zeit jedoch davon lief. Mein Geheimtipp ist damit raus, aber die Urus haben ein hervorragendes Turnier gespielt und viel für das Renommée ihres Fussballs, das lange Zeit nicht das beste war, getan.

Top des Tages:
nie aufsteckende Urus + van Bronckhorsts herrliches 1:0
Flop des Tages: Holland vergibt zu viele fast 100% Torchancen, beide Torhüter (Stekelenburg als auch Muslera) mit Unsicherheiten
Ärgernis des Tages: Mannschaften, die in Rudelbildung Auseinandersetzungen suchen


Halbfinale #2:

Deutschland – Spanien

Unter ganz anderen Voraussetzungen als gestern findet das zweite Halbfinale von heute statt. Einen Favoriten oder Aussenseiter (auch wenn das die einen gerne so haben möchten) gibt es nicht. Es spielen zwei Teams, die einen schnellen, offensiven Fussball bevorzugen. Während die
Deutschen mit wenigen Pässen den Torerfolg suchen, drängen die Spanier mit ihrem Kurzpassspiel den Gegner in den eigenen Strafraum. Eiskalte Effizienz gegen traumhaften Kombinationsfussball.

Beide Teams haben eine Berg- und Talfahrt hinter sich, verloren jeweils ein Spiel, standen am Rande des Ausscheidens und konnten sich wieder aufrappeln.


Personell sind sicher die Spanier besser besetzt während Deutschland über das zurzeit stärkere Kollektiv verfügt. Der Druck dürfte auf beiden Seiten riesig sein. In Spanien will man endlich die erste WM-Finalteilnahme, ja den ersten WM-Titel, in Deutschland nach dem Halbfinal-Aus 2006 und dem verlorenen EM-Finale (gegen Spanien) endlich wieder einen

Titel holen.

Beide Nationen sind fussballverrückt, Zuschauer pilgern in Massen zu den Ligaspielen. Die Spanier haben eine der teuersten Ligen der Welt, mit Barcelona den zurzeit wohl stärksten Club Europas und mit Real Madrid eines der teuersten Kader überhaupt. Die Deutschen ihrerseits verfügen über eine sehr ausgeglichene Meisterschaft und mit den Bayern über den „Überclub“ schlechthin. Beide Ligen fördern junge Talente, heimische Spieler finden in ihren Landesclubs durchaus

gute Möglichkeiten, mit Abstrichen auf beiden Seiten. Während die Deutschen in ihrem Kader über keine Legionäre verfügen, stehen die Spanier, wenn überhaupt, vor allem in England in Lohn und Brot.

Heute gilt also: Hopp oder Top. Nur das Finale zählt, denn dieses Spiel um den dritten Platz ist seit Jahr und Tag eine Riesenenttäuschung für die Teilnehmer.

Dienstag, 6. Juli 2010

Oranjes - Celestes

Es ist schon ein bemerkenswertes Duell der Gegensätze, das heute in Kapstadt stattfindet.

Da haben wir auf der einen Seite die fussballverrückten
Niederlande, die seit der Fussballneuzeit den Titel wollen und zweimal im Finale (1974, 1978) sowie einmal im Halbfinale (1998) gescheitert sind, immerhin aber 1988 Europameister wurden. Das Land hat knapp 16 Millionen Einwohner und stellt von den rund 1.7 Mio. Fussballspielern rund 100‘000 Fussballprofis. Die Ehrendivision zählt mit Mannschaften wie Ajax, Twente, Feyenoord und PSV Eindhoven zu den stärkeren Ligen in Europa. Immer wieder gehören die Oranjes zu den Mitfavoriten auf den Titel und es scheint dieses Jahr fast so, als könnten sie diesem Ruf endlich wiedermal gerecht werden.

Uruguay
seinerseits ist mit 3 Millionen Einwohner eher ein Kleinstaat, wenn das Land an der Ostküste Südamerikas auch die vierfache Fläche der Niederlande besitzt. Aber auch Uruguay stellt etwas mehr als 100‘000 Fussballprofis (bei 240‘000 Spielern), von denen der Grossteil im Ausland spielt. Im Gegensatz zu Holland kann man schon zwei Weltmeistertitel vorzeigen, wenn es auch schon ein Weilchen her ist. Aber auf den Sieg 1950 in Brasilien über die Seleçao ist man heute noch unheimlich stolz (zu vergleichen etwa mit dem Sieg Deutschlands 1954 gegen Ungarn) und zerrt noch heute davon. Die Südamerikameisterschaft haben die Urus schon mehrfach gewonnen, zuletzt standen sie 1999 im Finale. Die nationale Primera Division besteht aus immerhin 32 Mannschaften, die sich in zwei Gruppen aufteilen wovon die beiden Gruppenersten in einem Playoff den Landesmeister ausmachen.

Läuft alles normal ziehen die Oranjes ins Finale ein. Doch die WM 2010 war für einige Überraschungen gut... vielleicht gibt es auch heute eine?!

Montag, 5. Juli 2010

Das + und – der Halbfinalteilnehmer

Während sich die Niederlande mit dem Überraschungsteam dieser WM auseinandersetzen muss, gibt es im anderen Halbfinale ein Gigantenduell auf Augenhöhe.


Niederlande:

+ Starkes Kollektiv
+ Torhüter Stekelnburg ist in Topform
+ Starke Führungsspieler (Sneijder, Robben)
+ Das Momentum

- Torausbeute

- Viel (zuviel?) hängt von Robben ab

Uruguay:

+ Verteidigung
+ Aussenseiter
+ Diego Forlan
+ Enorm kampfstark

- Personelle Engpässe durch Verletzungen/Sperren (Lugano (fraglich), Fucile, Suarez)

- Torwart Muslera ist ein Unsicherheitsfaktor

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Deutschland:

+ Das Momentum
+ Brandgefährliche Offensive
+ Blitzschnelles Umschalten, Konter
+ Das Kollektiv
+ Junge, hungrige Mannschaft

- Innenverteidigung (bisher nicht gefordert)

- Erwartungen inzwischen enorm hoch
- Kann der Ausfall von Müller kompensiert werden?

Spanien:

+ Passspiel
+ David Villa
+ Herausragende Einzelspieler (Ramos, Iniesta, Xavi...)
+ Hervorragend besetzt auch auf der Bank

- Iker Casillas, nach wie vor ausser Form

- Torausbeute
- Druck trotz endlich erreichter HF-Teilnahme sehr hoch

Sonntag, 4. Juli 2010

Spieltag 21 - Haue für Gauchos, Spanien mit Mühe

Was war das für eine Argentinische Mannschaft? Wo waren die (auch von mir) hochgelobten Superstürmer Tevez, Higuain und Messi? Nichts war zu sehen. Argentinien wurde von Deutschland förmlich auseinandergerissen. In Effizienz, in Einsatz, im mentalen Bereich. So einfach nimmt man die bisher beste Mannschaft des Turniers auseinander. Erstaunlich. Müller wieder Mann des Spiels. Ich habe den Argentiniern viel zugetraut an dieser WM – und nun, jetzt wo es darauf ankommt, werden sie 4:0 von einem cleveren Deutschland gebodigt, die genau dort zuschlugen, wo Argentinien seine Achillesferse hatte: in der schwachen Defensive. Erschreckend, dass kaum Reaktion kam nach dem 1:0. Nichts, gar nichts.
Plötzlich steht Deutschland als Favorit auf den Titel da, plötzlich ist der Druck da, hey, wir können das Ding gewinnen.


Spanien: Was für ein verknorztes Spiel gegen das wirklich unbequeme, aber hervorragend eingestellte Paraguay. Was für eine Dramatik in der Penaltyszenerie. Wie wäre es wohl ausgegangen, wenn die Südamerikaner in Führung gegangen wären, Casillas den Elfer nicht pariert hätte? Eine Frage muss sich Del Bosque gefallen lassen: Wie lange will er an Torres, der offensichlich nicht in Form kommt, in der Startformation festhalten? Definitiv: Spanien muss sich unbedingt steigern gegen Deutschland, soll das Spiel erfolgreich für die Iberer ausgehen. Deutschland seinerseits muss sich zweifellos vor Villa in Acht nehmen.


Fazit der Viertelfinals:

Europe strikes back! Alle 3 Europäischen Mannschaft weiter, 3 der 4 Südamerikaner raus. Und niemand spricht mehr von Europas Fussball in der Krise!

Top des Tages: Deutschlands unheimliche Effizienz, Villas Billiard Tor

Flop des Tages: Argentinien – wo warst du?

Samstag, 3. Juli 2010

Spieltag 20 - Afrika trauert kollektiv

Hoppsa, raus sind sie, die Brasilianer. Klare Überlegenheit in der ersten Halbzeit, einen ebenso klaren Elfer nicht bekommen und Stekelenburg killt einen tollen Schuss von Kaka. Die Wende in der 2. Hälfte, böser Fehler von Julio César und eine blödsinnige rote Karte von Captain Melo wegen Nachtretens. 10 Brasilianer konnten sich nur noch 2, 3 gute Torchancen erarbeiten. Die Oranjes im Halbfinale, das mag ich ihnen absolut gönnen - wenn auch Robben ein Dauerärgernis ist mit seinen vielen Schwalben und dem schmerzverzehrten Dauergesicht, schade, dass ein Spieler seines Formats sowas nötig hat. Immerhin hat er damit die Brasilianer derart genervt, dass sie sich schliesslich zu einer roten Karte hinreissen liessen.


Ein wunderbares Spiel zwischen Uruguay und Ghana, beide Mannschaften mit viel Zug nach vorne. Ghana mit dem ganz grossen Matchball nach 120 Minuten, Gyan verschiesst den Penalty – und so kommt es zum Elferschiessen. Dramatik pur. Kingson bewegte sich jeweils viel zu früh und somit: Feuer frei für die Urus. Nicht unbedingt die schlechtere Mannschaft ist weiter, aber die doch etwas glücklichere (immerhin wäre der Ball ohne die regelwidrige Intervention von Suarez im Tor gelandet). Für Uruguay der grösste Erfolg seit über 50 Jahren während ganz Afrika trauert. Schon was besonderes: Ein Kontinent fiebert mit einem Land mit, sowas würde es in good ol’ Europe nie geben.


Top des Tages: Uruguay – Ghana, Dramatik pur!

Flop des Tages: Ghanas Elferausbeute
Ärgernis des Tages: Robbens Schauspielereien & Melos Dummheit

Freitag, 2. Juli 2010

Die Viertelfinals

Niederlande – Brasilien
Zwei Mannschaften, die während der bisherigen WM nie so ganz aus sich herausgehen mussten. Leichte Vorteile für Brasilien, die von hinten bis vorne einen sehr soliden Eindruck hinterlassen haben und sich wesentlich torgefährlicher zeigten als die Holländer. Beidseits dürfte die Form der Torhüter entscheidend sein.
Mein Tip: Brasilien


Uruguay – Ghana
Die beiden Überraschungsteams der Viertelfinals! Ghana ist die verspieltere Mannschaft, Uruguay hat mehr Beständigkeit und mit Suarez einen brandgefährlichen Stürmer. Viel wird auch davon abhängen wie sich die Ghanaer vom 120 Minuten Abnützungskampf gegen die USA erholt haben und ob Boaten spielen kann.
Mein Tipp: Uruguay


Argentinien – Deutschland
Der ganz grosse Klassiker mit Vorteilen bei den Argentiniern, eines der wenigen Teams, das bisher fast durchgehend zu überzeugen wusste. Wenn die Deutschen es verstehen die nicht wirklich sattelfeste Defensive mit Tempo in Schwierigkeiten zu bringen, dürften sie am ehesten zum Erfolg kommen.
Mein Tipp: Argentinien


Paraguay – Spanien
Das einzige Viertelfinale mit einem klaren Favoriten. Die Spanier werden sich in Geduld üben müssen um gegen die sich weit zurückziehenden Südamerikaner ein Tor zu erzielen. Kann ein ganz hartes Spiel werden, aber wenn der Europameister seinen schnellen Kombinationsfussball aufziehen kann, dürfte ihnen der Sieg kaum zu nehmen sein. Bin gespannt ob sich Casillas endlich steigern kann.
Mein Tipp: Spanien

Donnerstag, 1. Juli 2010

Team der Achtelfinals

Besonders hervorgetan auf der Torwartposition in den Achtelfinals hat sich Eduardo im Tor der Portugiesen, ganz knapp gefolgt von Stekelenburg.
Einer der besten Aussenverteidiger der Welt ist zurzeit Sergio Ramos, der auf der rechten Seite stets anspielbar ist und mit seiner Schnelligkeit und Technik die Gegenspieler schwindlig spielt.
Dani Alves musste gegen Chile im Mittelfeld ran und hat gezeigt, dass er auch auf dieser Position hervorragendes leisten kann; Iniesta kommt immer besser in Fahrt. Özil scheint eine der grossen Entdeckungen der WM zu werden.
Tevez, Villa und Suarez dürfte etwas vom Feinsten sein, was zurzeit für Tore sorgt – und dann auf der „Auswechselbank“ noch Luis Fabiono und Higuain. Da schnalzt der Fussballliebhaber mit der Zunge!


Tor:

Eduardo, POR
(Stekelenburg, NED)

Verteidigung:

Michel Bastos, BRA
Maicon, BRA
Sergio Ramos, ESP
Lugano, URU

(Pique, ESP – Lahm, GER – Heinze, ARG)


Mittelfeld:

Dani Alves, BRA
Iniesta, ESP
Özil, GER

(Di Maria, ARG - Müller, GER – K.P. Boateng, GHA - Xavi, ESP, - Sneijder, NED)


Angriff:

Suarez, URU
Villa, ESP
Tevez, ARG

(Luis Fabiano, BRA– Gyan, GHA – Robinho, BRA - Higuain, ARG)