Montag, 12. Juli 2010

Das Letzte...!

Spanien ist Weltmeister, ein Land im Freudentaummel, ein anderes zutiefst traurig, dass man im dritten Anlauf wieder gescheitert ist. Doch der erste und ganz sicher nicht unverdiente WM-Titel geht an die furia roja – nein, ich bin (zum Glück) nicht der einzige Schreiberling, der dieser Meinung ist. Das Spiel gestern war kein grosses, aber ein spannendes und eines bei dem sich beide Mannschaften nichts geschenkt haben. Die Niederländer superagressiv und einige Male überhart, die Spanier nach einem kurzen Anfangsfurioso eine Zeit lang mit Mühe im Spiel nach vorne. Beide hatten den Führungstreffer auf dem Fuss, die Spanier öfter als die Holländer. Also: España campeones del mundo! Stern Nr. 1.

Doch wie war’s denn nun, das Turnier?


Toll war’s. Rund 5400 Minuten geschaut, sich gefreut, geärgert, ereifert, geklatscht, geflucht, über 60 Blogeinträge reingehauen und die Eigenvorgabe, während der WM jeden Tag einen Eintrag zu schreiben, eingehalten.


Es war also für mich eine wirklich gelungene WM mit guter Stimmung, tollen Toren, umstrittenen Szenen, haarsträubenden Fehlentscheiden, Spannung, interessanten taktischen Ein- und Aufstellungen, vielen Torwartfehlern, Ausfällen und Einfällen.


Viele befürchteten, dass es keine Fortsetzung des Sommermärchens geben würde – den Begriff kann ich eigentlich nicht mehr hören/lesen. Es gab vorher tolle Turniere und es wird sie auch danach geben. Das in Südafrika gehört zu den gelungeneren. Nichts war von Organisationschaos zu spüren. Die Stadien mehrheitlich gut besetzt (es gibt keine WM an der sämtliche Spiele pitschepatsche voll waren). Den Südafrikanern, die auch nach dem Ausscheiden ihrer Mannschaft in den Stadien kräftig weiterfeierten, darf man dafür ein Kränzchen winden. Sowas sieht man nicht alle Tage. Sommermärchen, Wintermärchen, Fussballmärchen... jede WM ist etwas besonderes, etwas einzigartiges und wird es auch bleiben.


Die Afrikaner trotzten den vorher vielerorts zu vernehmenden Unkenrufen um eine Vergabe der WM an ihren Kontinenten und fast, nur fast, wäre es mit Ghana sogar zum ersten Halbfinaleinzug eines afrikanischen Teams gekommen. Gepasst hätte es, aber es sollte eben nicht sein.


Zu hoffen ist, dass die Nationen des schwarzen Kontinents es auch endlich einsehen werden, dass ein Trainer länger als nur 12 Monate mit einem Team arbeiten muss um etwas erreichen zu können. Die ständigen Wechsel bei jedem kleinen Rückschlag bringen keine Konstanz, sind hinderlich in einer erfolgreichen Entwicklung eines Teams, die internen Reibereien fressen den Erfolg auf, bevor er sich einstellen kann. Das mussten sie auch 2010 wieder erfahren, wo 5 von 6 Teams deutlich in der Gruppenphase hängen blieben. Dazu kommt, dass man die Erwartungen eben auch etwas relativieren sollte und nicht gleich immer von Halbfinale und Finale sprechen (selbiges gilt aber auch für viele andere der grossen Nationen).


Die grossen Teams Südamerikas werden in 4 Jahren zweifellos wieder mitreden, wenn auch der Druck um einiges grösser sein wird als 2010. Dennoch ist eines klar geworden: Fast alle Länder sind noch näher zusammengerückt und die Weltnummer 50 kann der Weltnummer 3 nicht nur mehr nur ein Unentschieden abtrotzen. Somit werden auch in 4 Jahren einige grosse Namen schon früh stolpern – und irgendwann, irgendwann erwischt es jeden.


Jetzt, nach 4 Wochen Fussball bleibt nicht mehr viel übrig als die Fahnen abzuhängen (so sie denn nicht rot-gelb-rot sind, so wegen Feierstimmung), die bookmarks zu entfernen, die Leibchen zu verstauen und sich auf das nächste grosse Ereignis in 2 Jahren, die EM in Polen und der Ukraine, zu freuen. JAbulani hin, JObulani her.


Es hat Spass gemacht diesen WM-Blog zu unterhalten und ich möchte allen Lesern fürs reinschmöckern danken, egal ob wir uns hie einer Meinung und da auch mal nicht waren.

WM-Best-of

Meine WM-Auswahl:
Tor: Casillas (Stekelenburg)
Verteidigung: Lugano, Pique, Ramos, Puyol (Bastos, Dos Santos, Capdevilla, Lahm)
Mittelfeld: Iniesta, Sneijder, Arevalo, Müller (Xavi, Schweinsteiger, K.P. Boateng)
Sturm: Forlan, Villa (Gyan, Higuain)

Den schönsten Fussball boten:

Spanien und Deutschland

Schlechtestes Team:

Nordkorea

Überraschung der WM:

Uruguay

Trainer der WM:

Uruguays Oscar Tabarez. Intelligenter, intellektueller und zurückhaltender Trainer, der aus seiner Mannschaft das Beste herauszuholen verstand ohne sich selber in den Vordergrund zu spielen.

Bester Spieler:

Diego Forlan

Entdeckung der WM:

Thomas Müller

Star-Enttäuschung:

Christiano Ronaldo

Die ganz persönliche WM-Enttäuschung:

England (Spieler ausser Form und mit zuviel Ego im Spiel)

Tor der WM:

Giovanni van Bronckhorsts Traumschuss gegen Uruguay und Forlans Volleyschuss zum 2:2 im kleinen Finale.

Schönste Trikots:

USA away
Ghana away
Uruguay home

Flop der WM:

Robert Greens Missgriff und südafrikanische Rasenlöcher

Ärgernis der WM:

Das französische Drama und ihr Mitverursacher, der Ego-Trainer

Beste Livekommentatoren:

Das Team des ORF

Bester Studioexperte:

Gilbert Gress auf SF2, sowas wie der Schweizer Günther Netzer, aber wirklich witzig!

Song der WM:

Keiner.... ich kann sie alle nicht mehr hören

Augenschein der WM:

Trainer tauchen in Zwillingskostümen auf (GER, NED...)

Sonntag, 11. Juli 2010

Fii-naa-löööö

Pragmatischer gegen technisch hochstehenden Kurzpass-Fussball, so könnte der Untertitel des heutigen Finalspiels lauten. Auf jeden Fall gibt es einen neuen Weltmeister und das ist doch eine wunderbare Sache (zuletzt war das 1998 mit Frankreich der Fall und davor 1966 mit England). Zudem stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die es mehr als verdient haben um den Titel zu spielen, sie waren über alles gesehen die zwei besten Teams der WM.

Ich liebe Van Gogh, Hollands bedeutendster Export neben Edammer und Tulpen und auch der Fussball, den die Oranjes spielen, kann sich sehen lassen, auch wenn es an der WM nicht der begeisternde Tempofussball der EM 08 ist. Aber Spanien... Spanien. Das ist DER Fussball für’s Auge schlechthin. Und die Oranjes können diesen nur unterbinden, wenn sie konsequent und früh im Mittelfeld stören und Pressing betreiben – so wie es die USA vor einem Jahr am Continental Cup erfolgreich getan haben.


Ein Duell auf Augenhöhe, so sah ich bereits das Halbfinale Deutschland – Spanien, doch es wurde zu einem Schaulaufen der furia roja. So oder so, im Spiel sieht oft vieles ganz anders aus, trotzdem:
Ein paar Vorabvergleiche.

Torwart:

Stekelenburg hatte im Halbfinale einen bösen Patzer, der Uruguay zurück ins Spiel brachte. Ansonsten zeigte er mehrheitlich eine gute WM.
Iker Casillas zeigte auch im Spiel gegen Deutschland ein, zwei kleine Unsicherheiten, steigerte sich aber von Spiel zu Spiel, bishin zum Penaltysave gegen Paraguay und zwei ebenso wichtigen Paraden gegen die Löw-Elf.

Unentschieden



Verteidigung:

So richtig auf Herz und Nieren wurde die Holländische Abwehr noch nicht richtig geprüft. Immerhin überstanden sie die brasilianische Offensive im Viertelfinale und kassierten insgesamt 5 Tore in 6 Spielen. Die Defensive könnte der Knackpunkt im Spiel der Oranjes sein.
Spanien hingegen steht mit nur 2 Gegentoren da. Diese kassierten sie in den Gruppenspielen, danach hielten sie sich schadlos. Pique und Puyol sind derzeit in Hochform, die Aussenverteidiger Ramos und Capdevilla offensiv brandgefährlich.

Vorteil Spanien



Mittelfeld:

Mehr Impulse geht vom Mittelfeld der Spanier aus, hier versammeln sich die Supertechniker Iniesta, Xavi und Xabi Alonso und verteilen die Pässe. Iniesta ist zurück nach seiner Verletzung, wenn auch nicht in Topform. Er läuft sich oft fest, kommt aber ebenso überraschend immer wieder durch. Oft sind sie zu verspielt, zu wenig effizient. Kommen sie aber ins Spiel hat der Gegner keine Chance.
Mit Snejider haben die Holländer den torgefährlichsten Mittelfeldspieler der WM. Van Bommel hält ihm den Rücken frei und spielt den besten 6er an dieser Meisterschaft. Kuyt, eigentlich nomineller Stürmer, lässt sich oft leicht zurückfallen und ist ein steter Unruheherd.

Verspieltheit gegen Pragmatismus: Unentschieden



Sturm:

Villa ist zweifellos der Stürmer der WM. Neben ihm blieb Torres blass, der einfach nicht in Fahrt kommt. Pedro scheint eine wuselige Alternative zu sein.
Robbens Zug von rechts in die Mitte ist zwar berechenbar, doch der Bayernspieler ist immer für ein Tor gut. Bei Van Persie läuft es hingegen ganz und gar nicht, 1 Tor für einen Stürmer seines Kalibers ist zu wenig. Elia bringt jeweils mehr Unruhe ins gegnerische Spiel.

Vorteil Spanien



Bank:

Die Ersatzbank der Spanier ist mit Llorente, Fabregas. Marchena und Silva (der keine gute WM zeigt) besser bestückt als die der Holländer. Del Bosque hat mehr Optionen als Van Marwijk.

Vorteil Spanien


Fans:

Die Oranjes haben die verrücktesten Fans der Welt. Kaum eine Nation ist so fussballverrückt wie die Holländer. Sie reisen in Massen (ein Phänomen des Holländers an sich) tausende Kilometer zu unwichtigen wie auch wichtigen Spielen, gehören zu den friedlichsten und umgänglichsten ihrer Sorte und bringen in jedes Stadion eine tolle Stimmung. Da können die ebenfalls fussballverrückten Iberer kaum mithalten. Immerhin kann der Fussball die schwierige Situation im Land für kurze Momente vergessen machen.

Vorteil Niederlande


Samstag, 10. Juli 2010

Der Halbfinal-Kater im kleinen Finale

Bronze? Wer erinnert sich aus dem Stehgreif, welches Team 2002 Dritter wurde? Na? Es war die Türkei. Oder 1998? Kroatien. Doch wer waren die Gegner?

Es ist ein umstrittenes „kleines Finale“, ein Spiel der Enttäuschten. Wer hat heute mehr Siegeswillen? Wer kann die ganz grosse Enttäuschung abschütteln und unbeschwert auftreten?


Uruguay möchte nicht mit leeren Händen nach Hause und seine super WM 2010 erfolgreich abschliessen. Deutschland, noch immer zu tiefst enttäuscht, dass es wieder nicht geklappt hat, scheint weniger an diesem Spiel zu hängen. In meiner Umgebung fanden einige „Fans“ gar, dass sie sich das kleine Finale gar nicht anschauen werden. Unverständlich.


Die Deutschlandfähnchen, die hier plötzlich am Mittwoch an Autos auftauchten wo zuvor nix zu sehen war, verschwanden genauso fix wieder. Schade. Das Team hat doch so viel erreicht, sich (nicht nur im benachbarten) Ausland viele Sympathiepunkte geholt. Wieso soll man nicht dazu stehen können, dass man zum dritten Mal hintereinander im WM-Halbfinale stand? Darf man erwarten jedes Mal Weltmeister zu werden?


Also Kopf hoch, liebes Nachbarland. Ihr habt die Özils, die Müllers, die Schweinsteigers und die Neuers. Was will man mehr als solch tolle Zukunftsaussichten?



Mein Tipp für das kleine Finale: Uruguay

Freitag, 9. Juli 2010

Auf Schritt und Tritt

Früher gab es die Manndeckung, bei der man dem Gegenspieler übers ganze Feld auf die Füsse trat. Keiner schien nach 90 Minuten mehr über den einzelnen Spieler als der Manndecker zu wissen. Längst haben unzählige Kameras, Statistiker und Computerprogramme das Spielfeld im Griff. Da ist nicht nur das Foul im vierten Zeitlupenanlauf erst und soppelt so brutal zu sehen, auch die Leistungen im Weitspucken und Schauspielern sind hervorragend im Bild gehalten.

Für Statistikfans aber bietet South Africa 2010 ein wahres Eldorado. Neben der guten, alten Anzahl geschossener Tore, Torschüssen und eingesteckter Fouls findet man eine genaue Aufstellung der gespielten Pässe in Zahlen und Prozenten. Kurze Pässe, mittellange und lange Pässe. Die Aktivität des Spielers wird aufgeführt als Zeit mit geringer, mittlerer und hoher Aktivität. Klar, dass die Höchstgeschwindigkeit nicht fehlen darf...


Auch ganze Mannschaftsstatistiken findet man und erfährt über welche Seite Spanien hauptsächlich angreift oder wie oft sie ins Abseits gerannt sind, aus welchen Positionen die Torschüsse abgegeben, wieviele Klärungs- und erfolgreiche Klärungsversuche getätigt wurden.


Fast, wirklich fast alles ist dokumentiert. Nur der Torhüter wird von der FIFA bzw. den Statistikern etwas stiefmütterlich behandelt. Da findet man lediglich die Anzahl Abwehrreaktionen und die gespielten Pässe. Nichts aber zur Sicherheit bei hohen Bällen, zum Herauslaufen usw.


Gar nichts findet man hingegen zu den Schiedsrichtern. Keine Auflistung von gezeigten gelben und roten Karten, natürlich nichts zu „Falsche-Offside-Entscheidungen“ und schon gar keine Stellungnahme dazu, wieso ein Weltklasseschiri (von denen es vielleicht 10 gibt) wie Massimo Busacca nur ein Spiel pfeifen durfte und nach Hause geschickt wurde. Solche Auseinandersetzungen scheut der grosse Fussballverband seit Jahr und Tag.


Und während man sich also so auf den FIFA-Statistikseiten tummelt, so fragt man sich sogleich wieder: Wieso bei all diesen Möglichkeiten jedes noch so kleine Detail der Spieler festzuhalten, es ums Himmels Willen so lange dauert, bis endlich eine Regelung für umstrittene Torszenen gefunden wird? Wir wissen es längst: Es liegt nicht am Technischen sondern am Willen der ganz Mächtigen. Und der ist bekanntlich störrischer und unumstösslicher als jede Statistik.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Herz, Bauch, Kopf

Nicht nur wir Schweizer sind multikulti geprägt, auch andere Teams haben eine multikulturelle Durchmischung, wie man bei uns sagt. Deutschland spielt mit drei Polen, einem Türken, einem Ghanaer und Nordafrikaner, sogar einem Brasilianer, ja selbst spanisches Blut ist mit von der Partie - teilweise. Die Schweiz spielt türkisch, albanisch, kosovarisch, halbfranzösisch und sogar capverdisch. Kunterbunt also so einige Teams an dieser WM.

Ja dann darf ich als Fussballiebhaber doch auch ein bisschen polyglott fanen, oder nicht? Das tue ich zugegebenermassen seit langer Zeit schon und Leiden ist da mitunter gleich mehrfach angesagt, denn:


Mein Herz

hängt an England, spätestens seit ich begriff wie Fussball (insbesondere auf der Insel) gespielt wurde.

Mein Bauch

erinnert mich an Brasilien, nicht weil er so gross wäre wie das riesige Land, aber seit Kindesbein an fand ich die Kicker in Gelbblauweiss faszinierend. Auch mein erstes Fussballleibchen war eines der Brasilianer.

In meinem Kopf

aber spielt Spanien die Hauptrolle. Diesen fantastischen Fussball, lange Zeit erfolglos und nicht immer so fantastisch, hat sich immer wieder mit meinem Bauch gestritten, aber die Augen, die wollen ticidings sehen - und die Augen sind bekanntlich im Kopf.

Ja was soll man machen, wenn die Schweizer sich selber rauswerfen? Dann müssen eben Herz, Bauch und Kopf herhalten. Doch das Herz verabschiedete sich allzu schnell und mit Garacho, schwupps, und weg waren sie. Der Bauch blieb nur wenig länger als das Herz, aber der Kopf, der war noch da. 1:0 im Achtelfinale, 1:0 im Viertelfinale und 1:0 im Halbfinale. Egal. Nein doch nicht, meine Nerven (der Kopf eben) wurden etwas mitgenommen. In den letzten 20 Minuten des Halbfinals gegen Deutschland Ruhepuls von 96 bis 110. Oje, mein Herz. Ah nein, das ist ja schon raus...


Der Kopf bleibt also drin (und dran sowieso). Schön. Und mit dem Ding kann ich auch locker noch den Final schauen. Was braucht man da schon Herz und Bauch?

Spieltag 23: Olé!

An einer WM zieht jede Mannschaft zumindest ein schwaches Spiel ein. Spanien hatte seines gegen die Schweiz, Deutschland zeigte ein solches gestern (selbst gegen Serbien spielten 10 Deutsche besser). Aber das liegt bekanntlich nicht nur am eigenen Team sondern auch am Gegner, der vieles nicht zuliess, was Deutschland zuvor auszeichnete. Wo war das unbeschwerte Spiel, die Kaltblütigkeit vor dem Tor, die Özils und Kloses? Das alles blitzte nur ganz selten durch, 2 Schüsse aufs Tor sind einfach zu wenig. Die Deutschen liessen sich vom Passspiel der Spanier einschnüren, nur gelegentlich konnten sie sich aus ihrer eigenen Hälfte lösen. Zu wenig – und nach dem 1:0 vor allem zu spät. Zerbrach die Deutsche Elf an der Euphorie, am riesigen Druck?

Iker Casillas zeigte sein bestes Spiel an der WM, eine kleine Unsicherheit zu Beginn des Spiels, sonst stark (2 ganz grosse Paraden!). Pique ein Turm in der Abwehr, Puyol mit dem Tor des Tages, Iniesta fleissig aber oft glücklos. Doch wenn man wie Pedro einen Konter, bei dem er alleine aufs Tor zieht, nicht zum Abschluss bringt, dann stimmt die Torausbeute nicht.


Auf der anderen Seite zeigte nur Manuel Neuer mit einem tadellosen Abend eine gute Leistung. Schweinsteiger ackerte vor allem in der Defensive, vorne ging so gut wie nichts (Podolski ein Totalausfall), Boateng auf Ramos Seite oft überfodert.


Die Dominanz der Spanier war eindrücklich und wieder einmal spiegelte der Ballbesitz (49 : 51%) den Spielverlauf nicht wieder. Gestern ist das klar bessere, das überlegene Team weitergekommen.


Zwei Mannschaften, die es verdient haben, stehen im Finale und das Schönste dabei ist: Es wird 2010 einen neuen Weltmeister geben.



Top des Tages: Spaniens Technik und Passspiel

Flop des Tages: Die Deutsche Offensive
Ärgernis des Tages: Ich kann den Begriff „Sommermärchen“ nicht mehr hören
Überraschung des Tages: Eines der fairsten Spiele der WM

Die Bonmots des Morgens quer durch die Deutsche TV-Landschaft:


„Wir sind die Sieger des Herzens!“


“2014 werden wir nach dem Gesetz der Regelmässigkeit Weltmeister.“


“Die Modefarbe des Sommers bleibt schwarz-rot-gold!“


“Ich habe getippt, dass Deutschland bis in die Halbzeit kommt...“


“Mit einer Niederlage hatte niemand gerechnet!“

Mittwoch, 7. Juli 2010

Spieltag 22 + Halbfinale #2

Tolles Halbfinale gestern mit einem verdienten Sieger. Den Niederlanden ist es mehr als zu gönnen, dass sie zum dritten Mal in ein WM-Finale einziehen. Sie haben zwar einen optisch nicht sonderlich schönen Fussball geboten, aber einen effizienten. Und am Schluss zählt halt doch nur das Resultat – und das zeigt mit 3:2 wie schwer Uruguay zu bezwingen war, die noch in der Nachspielzeit den Ausgleich suchten, denen die Zeit jedoch davon lief. Mein Geheimtipp ist damit raus, aber die Urus haben ein hervorragendes Turnier gespielt und viel für das Renommée ihres Fussballs, das lange Zeit nicht das beste war, getan.

Top des Tages:
nie aufsteckende Urus + van Bronckhorsts herrliches 1:0
Flop des Tages: Holland vergibt zu viele fast 100% Torchancen, beide Torhüter (Stekelenburg als auch Muslera) mit Unsicherheiten
Ärgernis des Tages: Mannschaften, die in Rudelbildung Auseinandersetzungen suchen


Halbfinale #2:

Deutschland – Spanien

Unter ganz anderen Voraussetzungen als gestern findet das zweite Halbfinale von heute statt. Einen Favoriten oder Aussenseiter (auch wenn das die einen gerne so haben möchten) gibt es nicht. Es spielen zwei Teams, die einen schnellen, offensiven Fussball bevorzugen. Während die
Deutschen mit wenigen Pässen den Torerfolg suchen, drängen die Spanier mit ihrem Kurzpassspiel den Gegner in den eigenen Strafraum. Eiskalte Effizienz gegen traumhaften Kombinationsfussball.

Beide Teams haben eine Berg- und Talfahrt hinter sich, verloren jeweils ein Spiel, standen am Rande des Ausscheidens und konnten sich wieder aufrappeln.


Personell sind sicher die Spanier besser besetzt während Deutschland über das zurzeit stärkere Kollektiv verfügt. Der Druck dürfte auf beiden Seiten riesig sein. In Spanien will man endlich die erste WM-Finalteilnahme, ja den ersten WM-Titel, in Deutschland nach dem Halbfinal-Aus 2006 und dem verlorenen EM-Finale (gegen Spanien) endlich wieder einen

Titel holen.

Beide Nationen sind fussballverrückt, Zuschauer pilgern in Massen zu den Ligaspielen. Die Spanier haben eine der teuersten Ligen der Welt, mit Barcelona den zurzeit wohl stärksten Club Europas und mit Real Madrid eines der teuersten Kader überhaupt. Die Deutschen ihrerseits verfügen über eine sehr ausgeglichene Meisterschaft und mit den Bayern über den „Überclub“ schlechthin. Beide Ligen fördern junge Talente, heimische Spieler finden in ihren Landesclubs durchaus

gute Möglichkeiten, mit Abstrichen auf beiden Seiten. Während die Deutschen in ihrem Kader über keine Legionäre verfügen, stehen die Spanier, wenn überhaupt, vor allem in England in Lohn und Brot.

Heute gilt also: Hopp oder Top. Nur das Finale zählt, denn dieses Spiel um den dritten Platz ist seit Jahr und Tag eine Riesenenttäuschung für die Teilnehmer.

Dienstag, 6. Juli 2010

Oranjes - Celestes

Es ist schon ein bemerkenswertes Duell der Gegensätze, das heute in Kapstadt stattfindet.

Da haben wir auf der einen Seite die fussballverrückten
Niederlande, die seit der Fussballneuzeit den Titel wollen und zweimal im Finale (1974, 1978) sowie einmal im Halbfinale (1998) gescheitert sind, immerhin aber 1988 Europameister wurden. Das Land hat knapp 16 Millionen Einwohner und stellt von den rund 1.7 Mio. Fussballspielern rund 100‘000 Fussballprofis. Die Ehrendivision zählt mit Mannschaften wie Ajax, Twente, Feyenoord und PSV Eindhoven zu den stärkeren Ligen in Europa. Immer wieder gehören die Oranjes zu den Mitfavoriten auf den Titel und es scheint dieses Jahr fast so, als könnten sie diesem Ruf endlich wiedermal gerecht werden.

Uruguay
seinerseits ist mit 3 Millionen Einwohner eher ein Kleinstaat, wenn das Land an der Ostküste Südamerikas auch die vierfache Fläche der Niederlande besitzt. Aber auch Uruguay stellt etwas mehr als 100‘000 Fussballprofis (bei 240‘000 Spielern), von denen der Grossteil im Ausland spielt. Im Gegensatz zu Holland kann man schon zwei Weltmeistertitel vorzeigen, wenn es auch schon ein Weilchen her ist. Aber auf den Sieg 1950 in Brasilien über die Seleçao ist man heute noch unheimlich stolz (zu vergleichen etwa mit dem Sieg Deutschlands 1954 gegen Ungarn) und zerrt noch heute davon. Die Südamerikameisterschaft haben die Urus schon mehrfach gewonnen, zuletzt standen sie 1999 im Finale. Die nationale Primera Division besteht aus immerhin 32 Mannschaften, die sich in zwei Gruppen aufteilen wovon die beiden Gruppenersten in einem Playoff den Landesmeister ausmachen.

Läuft alles normal ziehen die Oranjes ins Finale ein. Doch die WM 2010 war für einige Überraschungen gut... vielleicht gibt es auch heute eine?!

Montag, 5. Juli 2010

Das + und – der Halbfinalteilnehmer

Während sich die Niederlande mit dem Überraschungsteam dieser WM auseinandersetzen muss, gibt es im anderen Halbfinale ein Gigantenduell auf Augenhöhe.


Niederlande:

+ Starkes Kollektiv
+ Torhüter Stekelnburg ist in Topform
+ Starke Führungsspieler (Sneijder, Robben)
+ Das Momentum

- Torausbeute

- Viel (zuviel?) hängt von Robben ab

Uruguay:

+ Verteidigung
+ Aussenseiter
+ Diego Forlan
+ Enorm kampfstark

- Personelle Engpässe durch Verletzungen/Sperren (Lugano (fraglich), Fucile, Suarez)

- Torwart Muslera ist ein Unsicherheitsfaktor

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Deutschland:

+ Das Momentum
+ Brandgefährliche Offensive
+ Blitzschnelles Umschalten, Konter
+ Das Kollektiv
+ Junge, hungrige Mannschaft

- Innenverteidigung (bisher nicht gefordert)

- Erwartungen inzwischen enorm hoch
- Kann der Ausfall von Müller kompensiert werden?

Spanien:

+ Passspiel
+ David Villa
+ Herausragende Einzelspieler (Ramos, Iniesta, Xavi...)
+ Hervorragend besetzt auch auf der Bank

- Iker Casillas, nach wie vor ausser Form

- Torausbeute
- Druck trotz endlich erreichter HF-Teilnahme sehr hoch

Sonntag, 4. Juli 2010

Spieltag 21 - Haue für Gauchos, Spanien mit Mühe

Was war das für eine Argentinische Mannschaft? Wo waren die (auch von mir) hochgelobten Superstürmer Tevez, Higuain und Messi? Nichts war zu sehen. Argentinien wurde von Deutschland förmlich auseinandergerissen. In Effizienz, in Einsatz, im mentalen Bereich. So einfach nimmt man die bisher beste Mannschaft des Turniers auseinander. Erstaunlich. Müller wieder Mann des Spiels. Ich habe den Argentiniern viel zugetraut an dieser WM – und nun, jetzt wo es darauf ankommt, werden sie 4:0 von einem cleveren Deutschland gebodigt, die genau dort zuschlugen, wo Argentinien seine Achillesferse hatte: in der schwachen Defensive. Erschreckend, dass kaum Reaktion kam nach dem 1:0. Nichts, gar nichts.
Plötzlich steht Deutschland als Favorit auf den Titel da, plötzlich ist der Druck da, hey, wir können das Ding gewinnen.


Spanien: Was für ein verknorztes Spiel gegen das wirklich unbequeme, aber hervorragend eingestellte Paraguay. Was für eine Dramatik in der Penaltyszenerie. Wie wäre es wohl ausgegangen, wenn die Südamerikaner in Führung gegangen wären, Casillas den Elfer nicht pariert hätte? Eine Frage muss sich Del Bosque gefallen lassen: Wie lange will er an Torres, der offensichlich nicht in Form kommt, in der Startformation festhalten? Definitiv: Spanien muss sich unbedingt steigern gegen Deutschland, soll das Spiel erfolgreich für die Iberer ausgehen. Deutschland seinerseits muss sich zweifellos vor Villa in Acht nehmen.


Fazit der Viertelfinals:

Europe strikes back! Alle 3 Europäischen Mannschaft weiter, 3 der 4 Südamerikaner raus. Und niemand spricht mehr von Europas Fussball in der Krise!

Top des Tages: Deutschlands unheimliche Effizienz, Villas Billiard Tor

Flop des Tages: Argentinien – wo warst du?

Samstag, 3. Juli 2010

Spieltag 20 - Afrika trauert kollektiv

Hoppsa, raus sind sie, die Brasilianer. Klare Überlegenheit in der ersten Halbzeit, einen ebenso klaren Elfer nicht bekommen und Stekelenburg killt einen tollen Schuss von Kaka. Die Wende in der 2. Hälfte, böser Fehler von Julio César und eine blödsinnige rote Karte von Captain Melo wegen Nachtretens. 10 Brasilianer konnten sich nur noch 2, 3 gute Torchancen erarbeiten. Die Oranjes im Halbfinale, das mag ich ihnen absolut gönnen - wenn auch Robben ein Dauerärgernis ist mit seinen vielen Schwalben und dem schmerzverzehrten Dauergesicht, schade, dass ein Spieler seines Formats sowas nötig hat. Immerhin hat er damit die Brasilianer derart genervt, dass sie sich schliesslich zu einer roten Karte hinreissen liessen.


Ein wunderbares Spiel zwischen Uruguay und Ghana, beide Mannschaften mit viel Zug nach vorne. Ghana mit dem ganz grossen Matchball nach 120 Minuten, Gyan verschiesst den Penalty – und so kommt es zum Elferschiessen. Dramatik pur. Kingson bewegte sich jeweils viel zu früh und somit: Feuer frei für die Urus. Nicht unbedingt die schlechtere Mannschaft ist weiter, aber die doch etwas glücklichere (immerhin wäre der Ball ohne die regelwidrige Intervention von Suarez im Tor gelandet). Für Uruguay der grösste Erfolg seit über 50 Jahren während ganz Afrika trauert. Schon was besonderes: Ein Kontinent fiebert mit einem Land mit, sowas würde es in good ol’ Europe nie geben.


Top des Tages: Uruguay – Ghana, Dramatik pur!

Flop des Tages: Ghanas Elferausbeute
Ärgernis des Tages: Robbens Schauspielereien & Melos Dummheit

Freitag, 2. Juli 2010

Die Viertelfinals

Niederlande – Brasilien
Zwei Mannschaften, die während der bisherigen WM nie so ganz aus sich herausgehen mussten. Leichte Vorteile für Brasilien, die von hinten bis vorne einen sehr soliden Eindruck hinterlassen haben und sich wesentlich torgefährlicher zeigten als die Holländer. Beidseits dürfte die Form der Torhüter entscheidend sein.
Mein Tip: Brasilien


Uruguay – Ghana
Die beiden Überraschungsteams der Viertelfinals! Ghana ist die verspieltere Mannschaft, Uruguay hat mehr Beständigkeit und mit Suarez einen brandgefährlichen Stürmer. Viel wird auch davon abhängen wie sich die Ghanaer vom 120 Minuten Abnützungskampf gegen die USA erholt haben und ob Boaten spielen kann.
Mein Tipp: Uruguay


Argentinien – Deutschland
Der ganz grosse Klassiker mit Vorteilen bei den Argentiniern, eines der wenigen Teams, das bisher fast durchgehend zu überzeugen wusste. Wenn die Deutschen es verstehen die nicht wirklich sattelfeste Defensive mit Tempo in Schwierigkeiten zu bringen, dürften sie am ehesten zum Erfolg kommen.
Mein Tipp: Argentinien


Paraguay – Spanien
Das einzige Viertelfinale mit einem klaren Favoriten. Die Spanier werden sich in Geduld üben müssen um gegen die sich weit zurückziehenden Südamerikaner ein Tor zu erzielen. Kann ein ganz hartes Spiel werden, aber wenn der Europameister seinen schnellen Kombinationsfussball aufziehen kann, dürfte ihnen der Sieg kaum zu nehmen sein. Bin gespannt ob sich Casillas endlich steigern kann.
Mein Tipp: Spanien

Donnerstag, 1. Juli 2010

Team der Achtelfinals

Besonders hervorgetan auf der Torwartposition in den Achtelfinals hat sich Eduardo im Tor der Portugiesen, ganz knapp gefolgt von Stekelenburg.
Einer der besten Aussenverteidiger der Welt ist zurzeit Sergio Ramos, der auf der rechten Seite stets anspielbar ist und mit seiner Schnelligkeit und Technik die Gegenspieler schwindlig spielt.
Dani Alves musste gegen Chile im Mittelfeld ran und hat gezeigt, dass er auch auf dieser Position hervorragendes leisten kann; Iniesta kommt immer besser in Fahrt. Özil scheint eine der grossen Entdeckungen der WM zu werden.
Tevez, Villa und Suarez dürfte etwas vom Feinsten sein, was zurzeit für Tore sorgt – und dann auf der „Auswechselbank“ noch Luis Fabiono und Higuain. Da schnalzt der Fussballliebhaber mit der Zunge!


Tor:

Eduardo, POR
(Stekelenburg, NED)

Verteidigung:

Michel Bastos, BRA
Maicon, BRA
Sergio Ramos, ESP
Lugano, URU

(Pique, ESP – Lahm, GER – Heinze, ARG)


Mittelfeld:

Dani Alves, BRA
Iniesta, ESP
Özil, GER

(Di Maria, ARG - Müller, GER – K.P. Boateng, GHA - Xavi, ESP, - Sneijder, NED)


Angriff:

Suarez, URU
Villa, ESP
Tevez, ARG

(Luis Fabiano, BRA– Gyan, GHA – Robinho, BRA - Higuain, ARG)

Mittwoch, 30. Juni 2010

Kein Spieltag - 10 Tipps um im Rhythmus zu bleiben!

Kaum ist man so richtig schön im Fussballrhythmus und schon sind die ersten WM-freien Tage da. Traurig, traurig. Doch was tun an solch üblen Fussball befreiten Tagen, damit man im Takt bleibt und nicht plötzlich die Sportart wechselt (Sonnenbaden, Hitzeschwitzen, Mittagsschlafen)?

1. Selber Fussball spielen!

Das dürfte einigen WM-Couch-Potatoes mehr als schwer fallen, könnte aber zur Stimmungsauflockerung beitragen, die Verdauung fördern und dem ein oder anderen vor Augen führen, dass Fussball nicht nur „22 Mann rennen einem Ball nach“ ist.

2. Repetition!

Einen WM-Marathon mit allen bisherigen Spielen veranstalten – sofern man diese denn aufgezeichnet hat. Okay, die Spannung dürfte flöten gehen, aber man kann sich zumindest taktisch weiterschulen.

3. Hymnen DSDS Show!

Die Nationalhymne zu Beginn eines jeden Spieles. Immer wieder ein „feierlicher“ Moment. Da gibt es die Vollerinsbrunstsänger (Portugal), die Patriotenschmetterer (Deutschland), die Stummen (Argentinien und Spanien, wortlos), die Schunkeltroubadouren (Brasilien, die lüpfigste der Landesmelodien) oder die Nütztjaallesdochnix-Stolzierer (Frankreich).
In welche Kategorie man selber gehört, kann man in einer fröhlichen Sangesrunde selber testen.
Übrigens: Singt irgendjemand zu Hause eigentlich die Nationalhymne mit???

4. Nachbarn-Tröten!

Um dem fussballfeindlichen Nachbarn, der sich schon ob den ausgehängten Fahnen nervt (welch visuelle Dorf-Verschandelung und so…), vollends den Garaus zu bereiten, könnte man nach gemütlicher Bastelrunde die Homevuvuzelas im Garten in allen Tonlagen ausprobieren. Immerhin geht es noch 2 Tage bis zum ersten Viertelfinalspiel.

5. Statistiken pauken!

Auf fifa.com gibt es keine Statistik, die es nicht gibt – ausser: Welcher Schiri pfeifte den grössten Mist? Aber da ist die Fussballweltorganisation ja eher kleinlaut. Herr Al Ghamdi weilt übrigens nach wie vor in Südafrika während Topschiris wie Busacca nach Hause geschickt wurden.

6. Dümmste Interviewfrage preisauszeichnen!

Da gibt es ohne Zweifel eine schöne Auswahl der üblichen Fragen direkt nach dem Spiel, z.B.
„Wie fühlen Sie sich?“
„War es Foul oder nicht?“
„Wieso wart ihr heute das bessere Team?“
„Was hat der Trainer in der Pause gesagt?“
„Feiert ihr jetzt?“ (am besten nach dem ersten Gruppenspiel gestellt)
„Wie ist die Stimmung?“
Und alle Fragen die mit „Oliver Kahn,…“ beginnen

7. Den Trink- und Chipsvorrat auffüllen.

Längst aufgebraucht und immer begehrt – oder doch nur das grösste TV-Klischee aller Zeiten?

8. Bei der Arbeit… arbeiten!

Um langsam wieder in den anderen, etwas mühsameren Rhythmus zu kommen. Angewöhnungszeit beachten!

9. Besserwissen!

Das hätte-wäre-wenn der ausgeschiedenen Teams von sich geben.

10. Deutsches Fernsehen gucken

Da ist eigentlich von morgens bis abends in fast jeder Sendungen (ausser Eisbär, Giraffe &
Co.) immer irgend ein Kommentar zu „unserer Mannschaft“ oder „Jogis Team“ zu vernehmen – und definitiv hängt irgendwo ein Fähnchen oder die lustigen Frühstücksfernsehen-Moderator(inn)en tragen pfiffige schwarz-rot-goldene Hütchen.

Dienstag, 29. Juni 2010

Spieltag 19 – Langeweile, España und Eduardo

Nun haben wir es doch noch erlebt, das langweilige Achtelfinalspiel, das frappant an ein ähnliches aus 2006 erinnerte: Schweiz - Ukraine. Heute trafen zwei Mannschaften mit den gleichen Spielsystemen aufeinander und rieben sich im Mittelfeld auf. Torchancen? Mangelware. Erst in der Verlängerung schien das Spiel zugunsten Paraguays zu kippen, Japan konnte eigentlich nie zusetzen. Dennoch, es blieb 0:0 und die Südamerikaner entschieden das erste Penaltyschiessen der WM 2010 für sich. Somit stehen gleich 4 Teams aus Südamerika in den Viertelfinals! Tolle Ausbeute, das muss man sagen.


Um einiges mehr los war im Abendspiel zwischen Spanien und Portugal, wobei die Spanier wieder ihre Dominanz in Sachen schneller, direkter Pässe, sauberen Ballannahmen und Kombinationsfussball zeigen konnten. Einfach eine Wucht fürs Auge! Die Portugiesen zogen sich zurück und konnten nach dem Rückstand nicht mehr umschalten. Nicht die erste Mannschaft, der das an dieser WM passiert.


Portugals Torwart Eduardo zeigte eine grandiose Partie und war zweifellos der beste Portugiese in diesem Spiel. Für mich die beste Torwartleistung in den Achtelfinals. Villas Tor scheint eine ganz knappe Offsidesituation vorangegangen zu sein, aber kein Vorwurf an den Linienichter, es war auch in der Wiederholung zuerst fast nicht zu sehen.


Das letzte Viertelfinale:

Spanien – Paraguay

Top des Tages: Eduardo (POR) und Spaniens Spielanteil

Flop des Tages: Paraguay – Japan, nix los
Nachricht des Tages: Die Fifa scheint einzulenken in Sachen zukünftigem Videobeweis + der französische Verbandpräsident, der 2008 unbedingt Domenech halten wollte, nimmt seinen Hut. Es war wirklich an der Zeit dafür!

Spieltag 18 - Schmalkost und bissi Samba do Brasil

Schmalkost von den Niederländern. Aber mehr war auch nicht nötig gegen die höchst durchschnittlichen Slowaken. Stekelenburg hat einige Male toll pariert und den Oranjes den Vorsprung halten können. Das 2:1 (es war kein Strafstoss!) geht klar in Ordnung. Schön, dass Robben 70 Minuten durchspielen konnte. Gegen Brasilien werden die Holländer zum ersten Mal an der WM richtig aus sich herausgehen müssen. Und viel wird dabei von Robben abhängen.

Lustig: Ein ganzer Konvoi von Oranje-Fans hat sich vor der WM in ihren Fahrzeugen von Holland aus aufgemacht und durchquerte ganz Afrika um an die Spiele zu reisen. Die spinnen, die Holländer – unsere liebsten Camper mit einem, na sagen wir mal, sehr eigenen Fahrstil.


Einen gut anzusehenden, effektiven Fussball boten die Brasilianser gegen Chilenen, die nur in den ersten 15 Minuten dagegenhalten konnten, zu oft aber harmlos und fahrig wirkten. Einige besondere Grausamkeiten bot mein „Lieblings-Kommentator“ Sascha Ruefer. Für die Nördlichen Nachbarn, hier ein Beispiel: „Der Ball senkt sich wie ein Kobold auf die Latte.“ Ähm, ja...! Ein anderes Bonmot: „Chile hat den höheren Anteil Sitzballspiel.“ Er meinte Ballbesitz. Seine unzulänglichen Fachkommentare lasse ich lieber aus, die sind von der Aussage her vergleichbar mit obigem – und das ist unser „Star hinter dem Mikro“.


Dann lieber wieder das Positive: Die Brasilianer zeigen 2010 einige Stärken, die ihnen in der Quali und 2006 abgingen: Ordnung, Geschwindigkeit und eine fantastische Ballbehandlung. Die Ballannahmen sitzen, technisch ist das vom allerfeinsten und alle Spieler, erstaunlicherweise auch der unermüdliche Lucio, wissen nach vorne etwas mit dem Ball anzufangen.


Der Viertelfinal vom Freitag:

Niederlande – Brasilien

Top des Tages: Schööööne Brasil-Tore und Marten Stekelenburg

Flop des Tages: Unser heimischer Starkommentator

Montag, 28. Juni 2010

Spieltag 17 - Schiris, Schiris und noch ein Klassiker

Der Klassiker wurde zu selbigem. Aber nur in der ersten Halbzeit. Da lieferten sich Deutschland und England einen tollen Schlagabtausch, der an frühere Duelle aus WM-Zeiten erinnerte (die in den letzten 40 Jahren pro Deutschland ausfielen...). Schade haftet dem (zu hohen) 4:1 Sieg ein grosser Mackel an: Das katastrophale Nichtanerkennen von Lampards Knaller unter die Latte. Viel deutlicher kann ein Ball beinahe nicht mehr hinter der Linie sein – doch der Mann an der Linie sah nichts. Schon bemüht man übrigens die Wembley-Rache als Schlagwort – Müller stimmte den Reigen nach dem Spiel fröhlich an. Wie langweilig.

Es war schlicht ein unverständlicher Fehler, der nicht passieren darf. Die alten Herren der FIFA werden dennoch auch in 10 Jahren noch keinen Videobeweis zulassen. Übrigens sind die Schiedsrichter ganz anderer Ansicht, sie fordern schon lange eine Torkamera eben für solche Szenen!


Schade für ein an sich tolles Spiel, in dem die Deutschen eiskalt ihre Konterchancen nützten, schneller und wendiger waren als die behäbig scheinende Hintermannschaft der Engländer. Allerdings bin ich fast (nur fast) froh, dass es noch zu einem klaren Sieg kam. Man stelle sich vor, wie das danach ausgeartet wäre, wäre es beim 2:1 geblieben.



Sehr überzeugend im Abendspiel Maradonas
Argentinien. Aber auch hier ein krasser Fehlentscheid des Schiedsrichter Trios beim ersten Tor – und das nachdem die Mexikaner bis zu diesem Zeitpunkt die Partie bestimmten. Danach war Higuain-Tevez-Gala angesagt, vor allem das 3:0 war traumhaft, eines der schönsten Goals der WM. Allerdings konnte man auch die Defizite bei den Südamerikanern ausmachen, die in der Defensive (insbesondere Demichelis) und beim Torhüter liegen. Sehenswert auch der Ehrentreffer von Hernandez.

Nun kommt es in den Viertelfinals also zu einem weiteren grossen WM-Klassiker.


Ein Nachwort in Sachen Videobeweis: Das Gremium, das für Regeländerungen zuständig ist, besteht aus 8 „Köpfen“. Für eine Regeländerung werden 6 Stimmen benötigt (interessante Demokratie), 4 der Herren kommen aus Nordirland, England, Schottland und Wales und sind in fortgeschrittenem Rentenalter. Mehr braucht man nicht mehr zu schreiben... oder naff säd, wie der Brite sagt.


Viertelfinal #2:

Deutschland - Argentinien

Top des Tages:
Deutsche Kaltblütigkeit, Argentinische Effizienz
Flop des Tages: Wie in den Spielen zuvor, Wayne Rooney
Ärgernis des Tages: 2 schlimme Fehlentscheide in 2 wichtigen Momenten in 2 Spielen

Sonntag, 27. Juni 2010

Messerwetzen jenseits von gut und böse

Ich schwärme für den Englischen Fussball. Ich mag die Einstellung, die gesunde aber nicht unfaire Härte, ich schätze die Jungs, weil sie nicht zum Simulieren und Liegenbleiben tendieren (freilich gibt es wie überall Ausnahmen).

Was aber immer grässlich ist, ist der Britische Boulevardjournalismus. Insbesondere wenn es gegen Deutschland geht, dann werden die Messer gewetzt, ist von Krieg und Kampf bis aufs Blut die Rede. Freilich, auch die Deutschen haben so einige boulevardeske Schreiberlinge, die Zeitung mit dem grossen B ist da durchaus federführend, auch die TV-Sender, selbst die öffentlich-rechtlichen, sind längst in diese Falle getappt.


Dennoch, was The Sun & Co. vor solchen Partien bieten, ist schon abseits von jeglich gutem Geschmack und hat auch mit dem geschätzten Britischen Humor nichts mehr zu tun. Selbst Zeitungen wie die Französische L’Equipe wirken dagegen fast brav.


Genau so öde sind aber die Antifussball-Kolumnen diverser Blätter, die zum Besten geben, wie doof Fussball, wie dumm das verwendete Vokabular ist und wie froh man sei, wenn dieses Fussballwochen endlich vorüber sind, um sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen oder wenn sie auflisten, wie man der WM am besten aus dem Weg gehen kann. Wenn jemand nicht von sich aus weiss, was er ausser Fussball schauen, lesen, tun könnte, dann ist dieser jemand in der Tat armselig dran.


Da bleibt nur noch eins: Auf ein gutes Spiel!

Spieltag 16 - Schweizer Jammer, Urus und Ghana Jubel

Katzenjammer. Bei uns in der Schweiz herrscht nach dem kläglichen Ausscheiden immer noch viel hätte, wenn und aber. Hätte man Spieler mit mehr Offensivdrang wie Shaqiri nicht früher bringen müssen? Hätten formschwache Spieler wie Nkufo wirklich gleich drei Mal zu Beginn eingesetzt werden sollen? Weshalb schaffen es Leistungsträger wie ein Barnetta (oder ein Inler) nicht in der Nati die Qualität zu erreichen, die sie bei ihren Clubs zeigen? Wieso können viele Spieler nicht über sich hinauswachsen?

Ich habe nur eine Handvoll Schweizer ausgemacht, die wirklich überzeugen konnten: Mit Abstand Diego Benaglio, der eine schlicht grossartige Leistung zeigte und sich damit wohl den Weg zu einem Spitzenklub geebnet hat. Stephane Grichting, der Romand war Bollwerk in der Abwehr und zeigte 3 gute Spiele. Stephan Lichtsteiner, der sich stets bemühte, rackerte, auf und ab lief, seine Kollegen ansporte, aber in der Offensive ohne Glück blieb. Und sonst? Ebbe...


Selbst ein Otti Hitzfeld, Trainer von Weltklasseformat, ist nicht vor Fehlern gefeiht und eines haben die ersten zwei Achtelfinals ganz klar gezeigt: Die Schweiz hat im Moment nicht das Format um in die ersten 16 an einer WM vorzustossen geschweige denn dort zu bestehen - die Quali für eine EM oder WM muss als Ziel und toller Erfolg gelten. Alles darüber hinaus ist einfach nicht realistisch.


Zu guter Letzt sollte man nicht darüber hinwegesehen, wieviel Schwein wir gegen Spanien gehabt haben. Dieses Spiel hätte genau so gut verloren gehen können und wir wären am Ende mit 1 Punkt dagestanden. Hätte, wenn und aber... Drei Worte, die es im Fussball nicht gibt. Das sollte auch Hitzfeld wissen, der noch nach dem Honduras-Spiel der roten Karte von Behrami gegen Chile immer noch nachtrauerte: „...sonst hätten wir sicher 1 Punkt geholt...“.




Uruguay steht im Viertelfinale und hat dabei einen zugleich überzeugenden wie auch zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Bis zum 1:0 hatten sie die Südkoreaner völlig im Griff. Als sie sich danach zurückzogen, weshalb auch immer, überliessen sie den Asiaten das Spiel: 1:1. Und sofort waren die Urus wieder da, dominierten das Geschehen und siegten verdient. Starke Leistung von Suarez!


Gegner von Uruguay ist Ghana, die mit dem Sieg gegen die USA eine kleinere Überraschung schafften. In der ersten Hälfte waren die Afrikaner nicht zuletzt dank Kevin Prince Boateng klar stärker, agiler und gefährlicher. Eine Reaktion auf den wunderschönen Führungstreffer Boatengs blieb lange aus, doch taktisch geschickte Auswechslungen von US-Coach Bradley brachten den Umschwung. Ghana wurde mehr und mehr zurückgedrängt und das 1:1 war die Folge, ein klarer Penalty, nachdem viele Torchancen auf Seiten der USA ausgelassen wurden. In der Verlängerung waren die Amis nach dem erneuten Führungstor der Ghanaer am Ende ihrer Kräfte. Superleistung von Goalie Richard Kings(t)on, enttäuschend Landon Donovan, der immer wieder das Tempo aus dem Spiel nahm und sich unzählige Fehlzuspiele leistete.


Viertelfinale:

Uruguay - Ghana

Top des Tages: Richard Kingson, Ghana

Flop des Tages: Landon Donovan, USA
Ärgernis des Tages: Stetes Liegenbleiben der Ghanaer nach dem 2:1

Samstag, 26. Juni 2010

Team der Vorrunde / Achtelfinals

Mein Team der Gruppenphase

Tor:
Benaglio, SUI
(Paston, NZL)

Verteidigung:
Maicon, BRA
Heinze, ARG
Ramos, ESP
(Heitinga, Van Bronkchorst, NED)

Mittelfeld:
Tiago (POR)
Meireles (POR)
Donovan (USA)
Elano (BRA)
(Coentrao, POR - De Jong, NED – Navas, ESP)

Angriff:
Higuain (ARG)
Vittek (SLK)
Villa (ESP)
(Messi, ARG – L. Fabiano, BRA)

Team der Vorrunde: Argentinien
Kollektiv der Vorrunde: USA
Angriff der Vorrunde: Argentinien, Spanien
Schwächste Teams: Algerien (0 Tore, 0 Punkte), Nordkorea
Enttäuschung der Vorrunde: Wieder schlechtes Abschneiden der Teams Afrikas
Überraschungsteams der Vorrunde: Japan, Slowakei
Schiri der Vorrunde: R. Irmatov (USB)
Schlechtester Schiri: K. Al Ghamdi (KSA)


Die Achtelfinals:

Uruguay – Südkorea
Die stabilen Urus gegen die agilen Südkoreaner, die sich gegen die harte Abwehr der Südamerikaner wohl schwer tun werden.
Mein Tipp: Uruguay

USA – Ghana
Das stärkste Kollektiv der Vorrunde gegen das abschlussschwache Ghana.
Mein Tipp: USA

Deutschland – England
Die Hammerpartie mit Vorteilen bei den Deutschen, die in der Offensive deutlich unkomplizierter sind als die formschwachen Engländer.
Mein Tipp: keiner – bring ich nicht übers Three Lions Herz...

Argentinien – Mexiko
Auf dem Papier eine klare Sache und nach der Gruppenphase ebenfalls.
Mein Tipp: Argentinien

Niederlande – Slowakei
Die Slowaken werden nicht nochmals eine Überraschung schaffen, schon gar nicht gegen die starken Holländer.
Mein Tipp: Niederlande

Brasilien – Chile
Die zweite Hammerpartie. Brasilien wird sich sehr schwer tun gegen die in der Abwehr starken Chilenen. Es reicht dennoch, da Dungas Taktik auf Erfolg aus ist.
Men Tipp: Brasilien

Paraguay – Japan
Ob die flinken Japaner gegen die gut organisierten Südamerikaner ankommen? Ich denke hier ist für die Samurais Ende.
Mein Tipp: Paraguay

Spanien – Portugal
Und der dritte Hammermatch. Spanien hat sich klar gesteigert, Portugal scheint eine (gefährliche) Wundertüte. Die roja furia setzen sich wegen des besseren Kollektivs durch.
Mein Tipp: Spanien

Freitag, 25. Juni 2010

Spieltag 15 - Und ab in die Achtelfinals

Der Mist ist gekarrt, alle Gruppen haben ihre Spiele hinter sich.

Brasilien und Portugal liessen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und lieferten Schmalkost ab. Das ist nun ab den Achtelfinals endgültig vorbei. So oder so, die Elfenbeinküste kam nicht über ein 3:0 gegen Nordkorea hinaus. Sie hätten bei einer Niederlage Portugals 9 Tore schiessen müssen, aber das ist doch zu unwahrscheinlich und an dieser WM schon gar keinem Team aus Afrika zuzutrauen. Schade haben sie gegen Portugal nicht über sich hinauswachsen können.

Gleiches gilt für die Schweiz, die es nach der Sensation gegen Spanien ganz klar verpassten gegen Chile und Honduras Tore zu schiessen und zu mehr als nur 1 Punkt zu kommen. Dafür sind die Spanier als Gruppenerster zurück im Rennen, haben aber ein schweres Spiel vor sich.

Die verbleibenden Achtelfinals:
Brasilien – Chile (Südamerikaknaller)
Spanien – Portugal (ein weiteres Hammerspiel)

Die etwas erstaunliche Tabelle der Kontinente der teilnehmenden 1/8 Finalisten wird angeführt von Amerika:
Amerika 7
Europa 6
Asien 2
Afrika 1

Die 6 verbleibenden Europäer spielen in 3 Achtelfinals gegeneinander. Es sieht also mehr und mehr nach einer amerikanischen, sprich südamerikanischen (alle 5 sind weiter gekommen) WM aus. Gespannt darf man auf die Asiaten sein und ob Ghana sich durchsetzen kann.

Top des Tages: Spanien is back!
Flop des Tages: Das Schweizer Unentschieden gegen Honduras
Überraschung des Tages: Ich hab’ heute die Tordifferenzen im Griff gehabt...
Ärgernis des Tages: Die Nullnummer Brasilien - Portugal

Spieltag 14, der Tag der Hämmer

Gestern trat zum ersten Mal an dieser WM Alex Frei vor die Medien und stellte sich den Fragen der Presse. Bei allen anderen Teams beteiligt sich neben dem Trainer stets auch der Captain an den Pressekonferenzen. Frei schwieg. Leider konnte auch gestern nicht genau geklärt werden, weshalb. Frei wird seine Gründe gehabt haben, die sollte man ihm zugestehen. Einige Fragen bleiben dennoch offen.

Hammer #1 in Gruppe F: Italien, der Weltmeister, ist in der Gruppenphase raus. Das hatten zuvor nur die Franzosen 2002 geschafft (damals mit 0 Toren). Aber wenn man erst nach 80 Minuten und dem 0:2 erwacht, dann fehlt es an einer gesunden Einsellung. Und doch, fast hätten die Italiener das Debakel nochmals abwenden können: Was für dramatische Schlussminuten zum 3:2 für die Slowakei, die mit dem Einrücken ins Achtelfinale eine kleine Sensation schafft. Erstaunlich! Nach Frankreich muss man nun auch in Italien die Scherben zusammenkehren, die ein Trainer und einige satte Spieler hinterlassen, die weder taktisch noch spielerisch auf der Höhe des Geschehens waren.


Hammer #2 in dieser Gruppe: Neuseeland bleibt ungeschlagen! Wer hätte das vor dem Turnier gedacht? Wohl nicht mal die Kiwis selber. 3 Unentschieden, nur 2 Gegentore, was man durchaus Torhüter Paston verdanken kann.


Und Hammer #3: Japan schlug arg enttäuschende Dänen, die nach dem 0:1 völlig von der Rolle waren, und steht als zweite asiatische Mannschaft in der 2. Runde. Inferior die Leistung der Skandinavier und was für Fehler bei den ersten beiden Toren von Goalie Sörensen, bisher Toprückhalt, wobei vor allem das falsche Stellen der Mauer beim zweiten Tor fast schon amateurhaft war.


Für die Niederlande in Gruppe E war Schaulaufen angesagt und das Spiel gegen Kamerun, die zweite Mannschaft nach Algerien, die mit 0 Punkten am Ende dasteht, war ein solches. Ein munteres, schön anzusehendes Spiel, das in der 70 Min. den ersten (und mit einem Pfostenknaller erfolgreichen) Auftritt von Robben an dieser WM sah.


So spielen also in den Achtelfinals:

Paraguay – Japan
Niederlande – Slowakei

Top des Tages: Japan und Neuseelands Goalie Paston

Flop des Tages: Italien und Dänemark
Überraschung des Tages: Sicher die Slowakei
Ärgernis des Tages: Das ständige Liegenbleiben der Slowaken in den letzten 15 Min.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Quotengucker und Festhüttenzauber

Immer wenn WM ist, versammeln sich ganze Nationen vor dem Fernseher. Die Strassen in Brasilien, Italien, Spanien sind regelmässig leer gefegt, wenn ihre Teams spielen. Bei uns ist es nicht ganz so arg, aber es versammeln sich zur WM-Zeit viele Fernsehgucker vor den Bildschirmen, die sich eher kaum für Fussball interessieren, denen die unzähligen Übertragungen eigentlich zuwider sind oder die nur das Spiel ihrer Nati schauen. Freilich eine ganz ähnliche Sorte sind die, die sich zu Tausenden beim Publicviewing versammeln um dem Massenphänomen zu fröhnen, sprich: Party machen!

Spiele in Massen zu schauen ist schrecklich. Da wird geflucht, geschrien und ein bescheidener Fussballsachverstand von sich gepaukt, der dem der politischen Diskussionen am Stammtisch nicht unähnlich ist. Plötzlich gibt es Tausende von Nationaltrainern und Regelkennern, vor denen man sich eigentlich nur mit der Flucht in die gute Stube schützen kann.


Ein Phänomen gab es an der EM 2008 in der Schweiz mit den Holländern, die nach Bern pilgerten und die Stadt in eine orangene Festhütte verwandelten. Es war lustig diese Gesellen zu beobachten in ihren wunderlichen Kostümen und der bierseligen Stimmung. Wirklich ein Ereignis, das muss ich zugeben. Die andere Seite aber ist das kollektive Missfallen, wenn „ihr Team“ verliert oder der Schiri „gegen ihr Team pfeift“. Dann fliegen plötzlich leere und halbvolle Bierflaschen durch die Menge und die Stimmung kehrt von ausgelassen zu agressiv.


Zum Glück ist das nicht überall der Fall. Und dennoch sind die Sommermärchen/Wintermärchen-Gucker und die Daheimquotenbeitrags-Schauer eine besondere Spezis, denen ich lieber aus dem Weg gehe. In die gute, eigene Stube eben, wo man sein kleines Bierchen zum Spiel ohne Gegrölle geniessen kann, auf dass es ein schöner, aufregender Match wird! Wobei, aufregen, genau das will man sich als Fussballconnaisseur doch eigentlich nicht...

Mittwoch, 23. Juni 2010

Spieltag 13 - Hände verwerfen, Kracher und ein Afrikaner

Lustig. Die Trikots der ausgeschiedenen Mannschaften, etwa Frankreich oder Kamerun, werden bereits zu verbilligten Preisen angeboten. So schnell kann es gehen. Ich erinnere mich an Zeiten, gar nicht so lange her, wo man selbst 12 Monate nach einer WM noch tief in die Tasche greifen musste für ein Nationaltrikot egal welcher Couleur.


Ingelääänd hat es also doch geschafft – Slowenien, selber schuld. Man hatte nie das Gefühl, dass die Slowenen sich hier einen Punkt, geschweige denn einen Sieg holen wollen. Nichts zusammen und Novakovic verwarf schon nach gefühlten 10 Minuten zum ersten Mal die Hände. Danach wurde es dann zum Dauerverwerfen.
Aber England, meine Güte, was für Chancen. Aber auch einige tolle Aktionen von Goalie Handanovic, bis auf den Gegentreffer, wo er sehr unglücklich aussah. Rooney etwas besser aber immer noch weit von seiner Form entfernt, Millner mal hui, mal pfui, Gerrard nach wie vor neben den Schuhen, Lampard genauso. David James erstaunlich sicher.
Da ist Steigerung angesagt, sonst wird es ganz, ganz schwer!


Und die USA? In letzter Minute, meine Güte! Kaum war das Spiel der Engländer zu Ende, schnipp, sogleich traf Donovan zum 1:0. Eine effizient spielende, kampfstarke Mannschaft mit sehr viel Potential, die es verdient hat im Achtelfinale zu stehen. Sehr überzeugend, da freut man sich auf mehr. Ca. 45 Min. vom Spiel gegen Algerien zu sehen, war fast zu wenig...


Während die Serben sich an der Australischen Abwehr die Zähne ausbissen und plötzlich 0:2 hinten lagen, hatten es die Deutschen gegen Ghana lange nicht leicht, wobei die Afrikaner es einfach nicht schaffen aus dem Spiel Tore zu erzielen. Ein grosses Manko. Und es bleibt ein Fragezeichen ob sie das für die nächste Runde in den Griff bekommen. Das schönste an der ganzen Sache ist, dass mit Ghana wenigstens eine afrikanische Mannschaft im Turnier bleibt.


So kommt es nun also zu einem absoluten Kracher im Achtelfinale: Deutschland – England. Kracher wegen der Affiche, kein Kracher weil beide Teams nicht überzeugen konnten. Die Messer der Boulevardblätter beider Länder dürften schon gewetzt sein.


Die weiteren Achtelfinalpaarungen:
USA - Ghana
Deutschland - England


Top des Tages: USA. Nie aufstecken!
Flop des Tages: Ganz klar Serbien und Antics Taktik
Überraschung des Tages: Australien
Ärgernis des Tages: ich mag keine Parallelübertragungen...

Spieltag 12: Amerika führt, Afrika trauert

Au revoir les bleus. Auch im letzten Spiel kein über sich Hinauswachsen, keine Reaktion, immerhin noch ein Tor. Aus die Maus. Auch wenn die rote Karte ein Witz war (der Neuseeländer Fallon hätte in diesem Falle im Spiel gegen Italien dreimal rot sehen müssen) und es zu zehnt fast unmöglich wurde, so war der Gegner eben doch nur Südafrika. Und trotzdem, man muss sich bei Hugo Lloris bedanken (der zwar bei zwei Corners unter dem Ball durchtauchte, woraus das erste Tor resultierte, sonst aber einige tolle Paraden zeigte), dass die Niederlage nicht noch höher ausgefallen ist.
Jetzt gilt es viel, viel zerschlagenes Geschirr irgendwie wieder zusammenzukleistern und es bleibt abzuwarten, ob der Verband (hier muss ein Frühlingsputz stattfinden) und die Fans dem neuen Trainer genug Zeit für einen kompletten Neuaufbau einräumen. Auf die heutige L’Équipe bin ich jedenfalls gespannt!


Uruguay, mein kleiner Geheimtipp, besiegten im anderen Spiel die ebenfalls qualifizierten Mexikaner.


Aus heisst es auch für Rehagels Truppe, die nach dem zweiten Gruppenspiel wieder auf komplette Defensive setzten (à la Suisse) und nie auf das Resultat des anderen Spiels und schliesslich den Rückstand gegen Archentina (man staune, zweite Garnitur mit Melito und Agüero, schnalz!) reagieren konnten – immerhin hatten die Griechen mit Tsarvos ihren stärksten Torwart seit Jahren im Team, der die Ausgangslage lange offen hielt. Das Umschalten von Defensive auf Offensive zeigte sich wieder als grosses Problem, das haben wir an dieser WM schon ein paar Mal auch von anderen Teams gesehen.


Wenn man gesehen hat, was Nigeria gegen Südkorea an Torchancen versemmelte, dann kann man sich beinahe vorstellen, was jetzt im Heimatland alles auf die Spieler niederprasseln wird. Eieiei, einen Meter mutterseelen alleine vor dem Tor darf man halt nicht neben das selbige schieben. Unglaublich.


Und so sieht es für die Afrikaner gar nicht gut aus. Ghana kann es als einziger Vertreter wohl noch ins Achtelfinale schaffen – mit einem Unentschieden oder einem Sieg gegen Deutschland.


Heute ist in Gruppe C und D das grosse Zitter-Bibbern angesagt. Ob Mutterland oder Turniermannschaft, einige der ganz grossen werden zeigen müssen, was sie wirklich drauf haben. Zum ersten Mal an dieser WM.


Die bisherigen Paarungen 1/8 Finale:
Argentinien – Mexiko
Uruguay – Südkorea


Fazit Spieltag 12:
Top des Tages: Südafrikas munterer Auftritt
Flop des Tages: Nigerias Chancenausbeute
Überraschung des Tages: Südkorea weiter (eher eine Überraschung der Gruppenphase)
Ärgernis des Tages: Die Resultat-Einblender lassen keine Spannung mehr zu, wenn man die Spiele aufzeichnet


Lachnummer des Morgens: n-tv zeigt das Tagesprogramm der Deutschen Mannschaft. 9.30 Uhr, Wecken/Frühstück. Toll...?!?!

Dienstag, 22. Juni 2010

Das französische Debakel

Die grosse Frage heute nebst dem Kampf um die Achtelfinalteilnahme wird sein: Wie tritt die Mannschaft der Franzosen auf? Wer wird spielen? Und kann sich eine Mannschaft, die dermassen mit der Führung und dem Trainerstab zerstritten ist, überhaupt noch zusammenraufen?

Fakt ist, dass mit dem Aufstand der ungeliebte Cheftrainer, hinter dem einige Spieler noch vor 2 Jahren standen, endgültig demontiert wurde. Fakt ist aber auch, dass es in dieser Mannschaft schon lange brodeln muss und dass vieles nicht mehr stimmt. Die Finalteilnahme 2006 hat so einiges vetuscht was seither zu Tage gekommen ist und in Südafrika zur Eskalation führte.


Hauptfehler war definitiv die Verlängerung von Domenechs Vertrag nach der EM 2008. Damit war der Weg verbarrikadiert, den man für die weitere Entwicklung des Teams unbedingt offen und von Vorurteilen frei gebraucht hätte. Heute erscheinen die Vertreter der les bleus als übersättigte Profis und nicht als hungrige, den Erfolg suchende Spieler.


Die Stimmung in der Mannschaft, um die Mannschaft, bei den Fans und in der grande nation ist am Boden.


Wie also wird eine solche Mannschaft heute gegen ein ebenfalls desolates Südafrika auftreten?

Montag, 21. Juni 2010

Spaniens steiniger Weg zurück?

Schade. Die 3-Spiele-Tage sind vorbei oder anders ausgedrückt: Ab morgen sind es zwar 4 Spiele pro Tag, aber 2 werden jeweils parallel ausgetragen (Das Debakel 1982 sollte sich nie mehr wiederholen). Dafür sehen wir jetzt einige richtige Endspiele.

Das war so richtig was fürs Gemüt, was die
Portugiesen uns heute geboten haben. Ein ganzer Reigen wunderschöner Treffer gegen einen zunehmend hilflosen Gegner mit einem bedauernswert schwachen Keeper im Tor der Nordkoreaner. Selbst wenn er hielt, sah es irgendwie immer merkwürdig und unsicher aus.

Ganz still blieb es danach hierzulande nachdem die
Schweizer während einer Stunde zu Zehnt gegen die Chilenen spielen mussten und nach viel Glück gegen Spanien dieses scheinbar aufgebraucht hatten. Das 1:0 war eine Folge aus mehreren Faktoren: Eine der schwächsten Schiedsrichterleistungen dieser WM; zehn Schweizern, die den Ball nicht halten konnten und zu viele Fehler machten; eine der grössten Chancen im Spiel kurz vor Schluss nicht auszunützen. Nein, den Sieg haben die Chilenen wahrlich nicht gestohlen - sie waren die bessere Mannschaft.

Und schliesslich: Olé!
Spanien ist doch noch im Turnier angekommen, wenn auch nicht vollends überzeugend und oft viel zu kompliziert, so doch mit einigen wunderbar anzuschauenden Spielzügen und einem Supertreffer von Villa. Die Gruppe bleibt spannend, Chile, Spanien oder die Schweiz, wer muss über die Klinge springen? Die beste Ausgangslage haben die von vielen unterschätzten Chilenen, denen 1 Punkt aus der Partie gegen Spanien reicht.

Fazit Spieltag 11:

Top des Tages: Portugals Torfestival
Flop des Tages: Das Schiritrio aus Saudi Arabien, das einen neuen Gelbrekord aufstellen wollte
Überraschung des Tages: Das lustige Tor von Ch. Ronaldo
Ärgernis des Tages: Wenn sich die Politik in den Sport einmischt (-> Frankreich)

Spieltag 10: Noch eine Hand Gottes

Mit verschmitztem Lächeln quittierte Luis Fabiano gestern die Frage nach dem Handspiel bei seinem vermeintlichen Traumtor und meinte lakonisch, das sei eben die Brasilianische Hand Gottes gewesen. Schade, dass dem ansonsten guten Auftritt der Brasilianer dieser kleine Mackel anhaftet. Stellenweise, insbesondere als die enttäuschenden Ivorer spätestens nach dem 2:0 ihre defensive Haltung aufgeben mussten, liessen Dungas Mannen aufblitzen, zu was sie fähig sind.

Uiuiui, armes
Italien. Nach Frankreich und England nun schon die dritte „grosse“ Mannschaft, die nicht auf Touren kommt. Das ist allerdings bei den Azzuri nicht wirklich neu, desöfteren starten sie schwach in ein Turnier. Bedenklich ist allerdings die Ideenlosigkeit und die vielen Fehler, die die Mannschaft gestern gegen beherzte Kiwis zeigte.

Paraguay
hingegen überzeugt weiterhin. Technisch top, gut auf- und eingestellt rangen sie die desolaten Slowaken nieder, die gerademal zu ein, zwei Torchancen kamen.

Was für ein Skandal gestern bei
les bleus: Vor versammelter Presse verlass Trainer Domenech ein Communiqué der Mannschaft, die sich nach dem Ausschluss Anelkas weigerte, das Training aufzunehmen. Dabei entpuppte sich weniger der Rauswurf als Grund als eher das Wissen im Team einen Maulfwurf zu haben, der die Pausenaktion des Stürmers nach Aussen dringen liess. Eine komplette Entmachtung der Teamführung inklusive Domenech. Wie die Franzosen im letzten Spiel wohl auftreten werden? Ob Domenech morgen noch an der Seitenlinie steht?

Aufgeschnappt: Auf n-tv gab Rainer Holzschuh, Sportchef der Deutschen Überboulevardzeitung mit dem grossen B, heute morgen seine Ansichten zur WM zum Besten. Wie sein Blatt konnte er nur stumpfe, polemische Schlagzeilensätze von sich geben. Auch wir Schweizer haben übrigens eine solche Zeitung mit einem grossen B, die sich innert 24 Stunden von Himmelhochjauchzend in Zutodebetrübt und zurück wendet.

Fazit Spieltag 10:
Top des Tages:
Brasiliens teilweise aufblitzende Spielfreude
Flop des Tages: Ideenloses Italien
Überraschung des Tages: Neuseeland
Ärgernis des Tages: Fanreaktionen aus Kamerun und Nigeria

Sonntag, 20. Juni 2010

Typisch untypisch schweizerisch

Wie schnell es doch gehen kann. Vor dem Spiel der Schweizer haben sich diverse Sportartikelhändler in der Schweiz beklagt, dass das Geschäft eher mau läuft. Man habe das aber erwartet und deshalb weniger Ware gelagert.

Seit dem Spiel Spanien – Schweiz dann der Run auf Schweizer Trikots, Fahnen, Schals, Tröten und was weiss ich alles. Einige Grössen der Trikots sind zurzeit sogar ausverkauft. Was ein Spiel und dessen positiver Ausgang so alles ausrichten kann, während zuvor nur einige „Individuen“ WM-Freude, auch nicht unbedingt schweizerische, versprühen liessen.


Die Strassen nach dem Sieg waren vielerorts mit hupenden und feiernden Fans verstopft, ein Fressen für die Polizei, die es nicht lassen konnte, an Knotenpunkten die Autos rauszupicken, die eine Fahne raushängen liessen oder aus denen allzu deftig zum Fenster raus lehnende Fans feierten.


Das ist eben typisch schweizerisch, wenn das untypisch schweizerische plötzlich Überhand nimmt.

Samstag, 19. Juni 2010

Spieltag 8 - Kamerun raus, Holland clever

Schon wieder Handspiel im 16er und rot für die Verhinderung des Tors. Klar, ein Reflex, aber verflixt noch eins, wo haben diese Spieler an der WM 2010 bloss ihre Hände? Dieses Mal traf es die Australier, die also wie im Startspiel gegen Deutschland wieder über eine längere Zeit zu zehnt spielen mussten und zum Schluss sogar noch zwei grosse Chancen versiebten. Aus dem vermeintlichen Vorteil der Überzahl konnte Ghana nichts machen und so blieb es beim Unentschieden.

Zuvor versuchte sich
Holland durch den Japanischen Abwehrriegel zu spielen, was erst kurz nach der Pause gelang. Ein Spiel zu kreieren ist eben schwieriger als ein Spiel zu zerstören (wir Schweizer wissen das bestens und haben es erfolgreich ausgeführt). Die Holländer spielen einen funktionalen Sparmodus-Fussball, der sie, können sie diese Art und Weise durchhalten, weit in diesem Turnier bringen könnte. Ganz geschickt!

Kameruns
französischem Trainer Le Guen wurde wohl auf die Finger gehauen. So präsentierte er heute eine doch um einiges erfahrenere Mannschaft als noch im ersten Spiel. Eto’o spielte mehr durch die Mitte. Dem Spiel der Afrikaner tat das alles sichtlich gut und es wurde eine wirklich muntere, abwechslungsreiche Partie. Seitens der Dänen haben mir Goalie Sörensen erneut und die Effektivität im Angriff sehr gut gefallen.

Statistik des Tages: In 20 Jahren WM und EM führten nur 4.8% der Freistösse aufs Tor zu einem Torerfolg.


Fazit Spieltag 8:

Top des Tages: Kamerun – Dänemark und die unermüdlichen Socceroos
Flop des Tages: Ghana schiesst keine Tore aus dem Spiel
Überraschung des Tages: Kamerun wie verwandelt – leider zu spät
Ärgernis des Tages: Die Affäre Anelka

Proleten-Songs und andere WM-Liedchen

Was waren das noch für Zeiten als die Deutsche Mannschaft sich im Tonstudio versammelte und mit Udo Jürgens oder Michael Schanze völlig ausserhalb jeglicher Notenskalen ihr gesangliches Können ins Mikrofon schmetterte. Ein4 wunderbare Lachnummer mit oft peinlich berührten Fussballstars, die dann auch schon mal in globo in grossen Livesendungen à la „Wetten, dass...?“ auftraten. Das ist seit 1990 vorbei, als Udo Jürgens zum zweiten Mal ran durfte.

Längst hat die Musikindustrie das Potential entdeckt und so überflutet sie uns nun alle vier Jahre mit unzähligen Songs von Trittbrettfahrer, die das schnelle Geld machen wollen. Dass die meisten dabei nichts anderes als polterndes Umpf-umpf Partygedöns sind, spielt keine Rolle. So lange die eigene Mannschaft im Spiel ist, kristallisiert sich immer irgend ein Liedchen als Hit heraus. Was dabei noch der „offizielle“ WM-Song sein soll, weiss längst keiner mehr - mit Wehmut erinnert man sich etwa an den 1990er Ohrwurm „Un estata italiana“.


2010 scheint es Latino-Hübschheit Shakira mit dem ebenso eingängigen wie seichten „Waka waka“ (oder so) zu sein, offiziell wenigstens. Germany schickt als Konkurrenz Bushido ins Rennen (oh mein Gott!), die Schweiz hat eine langweilige Patriotenballade am Start, dann gibt es Proletengestampfe à la „Dieses Mal holen wir den Pokal“ und youtube Verulkungen wie „Schland o Schland“. Oje o je.


Um auf ganz billig zu machen, werden auch schon mal vergangene Titel neu aufgelegt, nur, wenn überhaupt, mit einer leichten Textkorrektur versehen. „54, 74, 90, 2006“ wird dann eben zu „54, 74, 90, 2010“ und in der Schweiz versucht es Baschi zum dritten Mal mit „Chum bring en hei“. Schnarch.


Was wäre eine WM ohne WM-Songs? Eine WM eben...


Freitag, 18. Juni 2010

Spieltag 7 - England macht den Franzosen

Da bereitet man sich auf einen feinen Fussballabend vor, denkt nichts böses und zappt nochmals ein bisschen. ORF, SF2, ZDF (da war nix...), also RTL und dort Jauch inmitten von Pappkameraden mit Klopp stehen sehen. Oje, oje, die Vorberichterstattung wird immer grotesker. Na gut, zurück auf SF2, auch eher langweiliges Palaver, aber was soll’s, wird schon ein feiner Fussballabend werden – und dann...

Gleich vorweg: Ich bin
England-Fan. Aber was die Weissen heute geboten haben, war ein Trauerspiel. Wie die Franzosen gestern: Völlig ideenlos, ohne Druck im Mittelfeld und mit einer unglaublichen Anzahl Fehlpässen gegen zwar defensiv nicht schlecht aufgestellte aber völlig harmlose Algerier. Es wundert mich, dass die schneeweisen Umbro-Hosen überhaupt grüne Flecken hatten. Und Rooney? Der hat sich bestens in die ganze Szenerie eingereiht und ist mit ungenauen Zuspielen und frustrierendem Kopfhängen aufgefallen. David James für Robert Green im Tor? Was für eine Ohrfeige für den West Ham Hüter. Immerhin hat der Oldie sein Tor reinhalten können, was zugegebenermassen auch nicht allzu schwierig war.

Spiel des Tages und mit eines der spannendsten dieser WM war
Slowenien gegen die USA mit zwei komplett unterschiedlichen Halbzeiten. Toll gekämpft von den Amerkanern, die nie aufgesteckt haben und sogar noch um ein regulär erzieltes Siegtor gebracht wurden (der Mann aus Mali hat nicht immer sehr überzeugend gepfiffen). Aber die Moral der Amis, die war beispielhaft.

Zu Deutschland – Serbien habe ich am Nachmittag schon ein paar Worte verloren, mehr dazu scheint auch nicht nötig, es wurde überall und auf allen Kanälen ausführlich diskutiert und da war von Frust bis Ärger und Unverständnis eigentlich alles zu hören.


Fazit Spieltag 7:
Top des Tages: Die USA
Flop des Tages: Englands Knorzfussball
Überraschung des Tages: Green und Chaouchi wurden ersetzt
Ärgernis des Tages: Einige Schirientscheidungen und einige Spieler, die sich nicht anpassen können

Der lockere Umgang mit Gelb

Nach 20 Minuten im Spiel GER – SRB war klar, dass heute mindestens ein Spieler eine Rote kassieren wird. Wenn man n dieser Phase die Gelben so locker in der Tasche sitzen hat, kann das nicht gut gehen und so fliegt dann eben einer schneller raus als man es wahrhaben kann. 9 gelbe Karten zückte Schiedsrichter Undiano aus Spanien in 90 Minuten, mehr als einmal ging der ein oder andere an der zweiten Gelben vorbei. Immerhin hat der Spanier „seine Linie“ nie verlassen...!


Überhaupt scheint es, dass dem ein oder anderen Schiri die Kartons flüssiger in die Hand gleiten als anderen. Überaus hart fand ich keines der Spiele, im Gegenteil, und wirkliche 9 Gelbe war auch Deutschland –Serbien „nicht wert“.


Dass es also Klose schon in der ersten Halbzeit traf, war Pech für die Deutschen. Dass Podolski den Penalty verschoss, nicht. Riesenschwein aber für Vidic, den zweiten Serben im zweiten Spiel, der mit einem saudummen Hands Kopf und Kragen seiner Mannschaft riskiert. Einfach nur unverständlich sowas. Dafür gibt es auch von mir eine gelbe Karte...

Donnerstag, 17. Juni 2010

Spieltag 6 – Rehagels Kehrtwendung und Domenechs Gruselfussball

Schau an! Kaum ist die 2. Gruppenphasen-Runde gestartet, schon fallen die Tore wie die Blätter im Herbst. 13 in den bisherigen vier Spielen. Erste Opfer hat es dabei allerdings auch schon gegeben, so scheinen die Afrikanischen Mannschaften Federn lassen zu müssen: Gastgeber Südafrika steht vor dem Aus, ein Riesendämpfer für die Bevölkerung, und auch für Nigeria steht es nicht gut, 0 Punkte für die Golden Eagles nach zwei Spielen.

Otto hingegen hat den Rank gekriegt. Nach dem 0:1 und der wirklich saudummen roten Karte von Nigerias Keita (wie kann man sich nur so hinreissen lassen?) nahm Rehakles, unser Lieblingsgrieche, den mit Gelb verwarnten Papastathopoulos (oder so) nach 36 Minuten vom Feld und brachte einen offensiven Mann. Ich wiederhole: offensiv! Alter Trainerfuchs, da hat er schneller reagiert als seine ganze Mannschaft während 90 Minuten gegen Südkorea. Das Spiel gekehrt steht
Griechenland plötzlich mit 3 Punkten da, alles ist möglich.

Zuvor gab es noch die Higuain Festspiele gegen
Südkorea, ein richtig gut anzuschauendes Fussballspiel mit einigen herrlichen Zaubereien der Gauchos – wenn die nur nicht diese Problemzone Verteidigung hätten, die einem für den weiteren Turnierverlauf doch etwas Angst macht. Ansonsten: starkes Argentinien!

Und dann die
Franzosen, Verzeihung, die Franzosen von Domenech. Domenech schafft es einfach nicht über seinen Schatten zu springen und einmal, wenigstens einmal, ein bisschen Mut zu zeigen. Anelka? Ausfall. Ribery? Bemüht, aber glücklos. Couvou? Ausfall. Kampf? Einsatz? Herz? Nichts, gar nichts!
Wieso nur, wieso behält man einen Trainer, der nicht mehr an die Spieler herankommt für eine weitere WM im Wissen, dass er nach der WM durch Laurent Blanc ersetzt wird? Welcher Filz in den Spitzen des FFF ist so dicht gewoben, dass er diesen Trainer tragen kann? Es ist einfach schade für ein Land mit so vielen tollen Fussballern à la Ben Afra, Benzema und Co. Die aber lässt man zuhause schmorren. Morgen muss ich die L’Équipe holen, das wird ein journalistisches Donnerwetter geben!

Fazit Spieltag 6:
Top des Tages: Es fallen Tore und... Higuain, der war grosse Klasse!
Flop des Tages: Schiri DeBleekere als Einwurf- und Freistossvermesser. Und Domenechs Franzosen.
Überraschung des Tages: Griechen schiessen Tore und greifen sogar beim Stand von 2:1 noch an!!! Ich traute meiner Brille nicht...
Ärgernis des Tages: Keitas dumme Tätlichkeit, die Schauspieleinlage danach und die Mutlosigkeit von Domenech.

Jabulani und das Problem in den Ligen

Die Engländer haben sich beschwert, dass in der Deutschen Bundesliga der WM-Ball schon Monate vor der WM zum Einsatz kam und so ein Vorteil gegenüber anderen Mannschaften entstanden sei. Das sorgte insbesondere in Deutschland für Kopfschütteln. Aber sehen wir uns die Sache mal genau an.

In England wird in der Premiere League mit Nike Bällen gespielt. Also wird natürlich auch mit diesen Bällen trainiert. Alles andere wäre unsinnig. Man kann nun behaupten, dass die Liga den Jabulani eben einfach hätte zulassen müssen. Sicher, doch man stelle sich den Aufstand bei Nike vor, Adidas grösstem Konkurrenten, der Millionen für den Spielballvertrag bezahlt.


Nicht anders ist es in anderen Ligen.
Frankreich etwa spielt mit Pumabällen. Die Spanische Liga hat einen Vertrag mit Nike. Und so weiter. Klar, dass keiner dieser Hersteller den WM-Ball von Adidas auf den Fussballplätzen sehen will.

Wer selber Fussball spielt, weiss wie unterschiedlich Bälle sind und wie wichtig es ist, sich an einen Ball gewöhnen zu können. Tagein, tagaus über eine lange Zeit damit zu trainieren, ist sicher ein Vorteil, ein grösserer der ein kleinerer.


Es gäbe eigentlich nur eine Lösung, nämlich dass keine Liga vor einer WM mit dem offiziellen WM-Ball spielen darf, nur die Nationalmannschaften, so dass wenigstens in dieser Hinsicht ein Gleichgewicht entstehen würde. Aber dem dürfte die FIFA genauso wenig zustimmen wie der Hersteller und die Ligen, die mit Adidas spielen. Und die FIFA selber ist darauf aus, möglichst viele ihrer Merchandisingprodukte zu verkaufen –Jabulani ist eines davon.


Sicher wird den „Hexenkünsten“ des Balls zu viel Platz eingeräumt, ebenso sicher ist aber auch, dass sich der Ball anders spielt als andere Bälle. Dass er, wenn er vor dem Goalie aufspringt ein richtiger Schweinehund ist, hat man gesehen. Dass er eine besondere Flugbahn hat, manchmal wie ein Stein vom Himmel fällt oder einen Zickzackkurs einschlägt, sieht man in den Zeitlupenaufnahmen bestens.


Aber Spektakel, das ist klar, bietet dieser Ball ganz sicher. Und Spektakel, davon wollen wir alle gerne mehr sehen. Aber für alle gleich, bitte schön.