Montag, 31. Mai 2010

Die Testspiel-Spielchen

Es läuft die Hochphase der Testspiele. Die Qualifizierten nehmen sich den Mannschaften an, die sich nicht qualifizieren konnten. Der Sinn ist klar: Einspielen, Ausprobieren, letzte Überbleibsel, feste Stammspieler und leicht Angeschlagene vor der Ernennung des 23er Kaders sichten. Viel mehr darf man in diese Spiele nicht hineinlesen.

Wenn auch die USA die sonst starken Türken mit 2:1 besiegen, die Deutschen in Ungarn gegen eine erschreckend schwache Heimmannschaft antreten (im Sinne von „ja nicht zu feste druff“), Portugal gegen die Kapverdischen Inseln ein 0:0 „holt“, die Franzosen ihre zurzeit nicht vorhandene Kreativität auch gegen Tunesien (1:1) unter Beweis stellen, die Spanier Saudi Arabien mit Mühe mit 3:2 besiegen und die Engländer Japan mit 2:1 schlagen – und dabei kein Tor selber schiessen! Es sind Testspiele.


Also redet man sich nicht zuletzt als Fan ein: „Nur nicht überbewerten!“, „das wird schon...“, „sind im harten Training!“, „Gegner will ja keinen verletzen!“ und „alles halb so schlimm!“


Noch elf Tage, dann gilt all das obige nicht mehr, die Kader müssen gefunden sein, die Spieler sollten ihr System intus und die richtige Einstellung gefunden haben. Die letzten Verletzten versorgt sein. Und bis dahin gibt es noch das ein oder andere Testspiel... nur nicht überbewerten...!


Ich bin froh wenn die Testspielphase vorbei ist. Es gibt kaum langweiligere, nichtssagendere Spiele bei denen nach 50 Minuten 7 Akteure ausgetauscht werden und das ganze Spiel, das vorher schon nicht funktionierte, jetzt gleich gar nicht zum Laufen kommt.


Morgen tretten die Schweizer gegen Costa Rica an. Wenn sie sich da nur nicht verlaufen – und bitte: Keine Verletzten!

Samstag, 29. Mai 2010

Die "richtige" Flagge am Haus

So als Schweizer hatte man es ja lange Zeit nicht leicht. Von 1970 bis 1990 war Ebbe in Sachen WM-Teilnahmen und man fieberte mit anderen Nationen mit ums Weltmeisterwerden beziehungsweise Nicht-Weltmeisterwerden (das war für uns fast genau so wichtig!). Ich verzichte hier aus Diplomatiegründen auf die Nennung von bestimmten Ländern. Sodann wurden während dieser langen Zeit ohne Nationalstolz auch kaum die Häuser mit Fahnen und Flaggen beschmückt. Diese hübsche Tradition hat sowieso erst gegen Ende der 90er Jahre ausserhalb des 1. Augusts (unser Nationalfeiertag, für die ausländischen Mitleser) Einzug gehalten – und sie beschränkt sich längst nicht auf das Hissen des Schweizer Kreuzes. Fährt man während EMs und WMs durch das Land, so ist von Italien, Brasilien, Spanien, Kroatien, Türkei bishin zu Jamaica und Deutschland beinahe alles zu sehen, was sich qualifizieren konnte.

Dabei geht es nicht immer internpolitisch korrekt zu, denn wie die Deutschen mit den Holländern nicht können, so können wir, offensichtlich, nicht mit den Deutschen. Schwarz-Rot-Gold an Fenstern und Autos wird daher eher mit einem skeptischen Blick wahrgenommen. Die Grün-gelbe Brasilienfahne hingegen wird eigentlich überall willkommen geheissen, während die italienischen Huppkonzerte dieses Jahr den Platz der sonst zu hörenden der kroatischen und türkischen Mitbürger einnehmen werden – so die Azzuri denn auch erfolgreich sind.

Ebenfalls politisch korrekt müssen sich England-Fans verhalten, die nicht den Britischen Union Jack hissen sollten, sondern die Fahne mit dem roten Kreuz auf weissem Hintergrund, das Saint George’s Cross. Ganz wichtig!

Schwieriger für Nichtheraldiker dürfte das Identifizieren der Fans von Slowenien, Serbien und der Slowakei werden, deren Flaggen durchaus Verwechslungscharakter haben. Wobei so viele dieser Flaggen wohl nicht zu sehen sein werden?! Das gilt auch für Kamerun und Ghana sowie Griechenland und Uruguay.

Und wer sich die US-Stars and Stripes aushängen möchte, liegt ja politisch durchaus in einem Obama-Hoch, wenn das auch zurzeit etwas Öl besudelt ist. Noch 2006 wäre es allerdings noch ein wenig umstrittener gewesen.

Nun denn, bereiten wir uns also langsam auf den Hausschmuck vor. Sei es mit dem Schweizer Kreuz, das wir nun doch schon zum vierten Mal nacheinander hervorkramen dürfen – meines ist übrigens deutlich kleiner als die zwei, drei anderen Fahnen, was allerdings Zufall und nicht etwa geringschätzende Absicht ausstrahlen sollte... – oder mit einer anderen Fanfahne. Zeichen setzen erlaubt.

Freitag, 28. Mai 2010

Verletzungshexe - Teil 1...

Countdown minus 14 Tage!


Fast täglich gibt es inzwischen News, Wichtiges und viel Unwichtiges um die Lieblings- und die nicht-so-ganz-Lieblingsmannschaft – dabei nehmen die Ausfälle wichtiger Spieler durchaus den meisten Platz in den Meldungen ein.


Bei einigen Teams fängt also schon vor der WM das grosse Wehklagen an, die Verletzungshexe macht eben auch vor grossen Namen und wichtigen Spielern nicht halt. Als eine der ersten der grossen Nationen hat es Deutschland getroffen, das nach der Rippenverletzung seiner nicht ganz unumstrittenen Nr. 1 René Adler auch auf Mittelfeldregisseur Michael Ballack nach einem rüden Foul im Englischen Cupfinal verzichten muss. Was sich darauf in Deutschland abspielte ging von Entsetzen bishin zu blankem Hass gegenüber Portsmouth- und Ghana Spieler Boateng, der mit seinem überharten Einsteigen die Verletzung verursachte. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass der Ausfall eines anscheinend so wichtigen Spielers einer Mannschaft erst recht Auftrieb gibt. Allerdings müssen Schweinsteiger & Co. dann auch wirklich Verantwortung übernehmen.


Aber auch Ghana hat es soeben hart getroffen: Mittelfeldstratege Michael Essien fällt mit einer Knieverletzung aus und wird den Ghanaern zweifellos bitter fehlen. So dicht sind die Mannen um Trainer Milovan Rajevac nicht besetzt, als dass sie solche Ausfälle einfach so ersetzen könnten. Für ihn dürfte der oben erwähnte Kevin Prince Boateng nachrücken...!


Den sonst schon etwas überalterten Franzosen wird der junge und agile Verteidiger Lassana Diarra (Real Madrid) fehlen, den eine ominöse Magendarmgeschichte völlig ausgelaugt hat und auf den Trainer Domenech deswegen verzichten muss.


Die Schweiz ihrerseit muss auf ihren besten Torschützen der abgelaufenen Saison, Marco Streller, verzichten. Der Stürmer hat für den FC Basel 21 Tore in der Meisterschaft geschossen und erfreute sich einer blendenden Verfassung. Er fiel bereits bei der EM 2004 und der WM 2006 verletzt aus, während er die Heim-EM 2008 mit einer Leistenverletzung (und fitgespritzt) in Angriff nehmen musste. Für Streller rückt Bunjaku vom 1. FC Nürnberg nach.


Ebenfalls ein grosser Pechvogel ist Michael Owen, der 2006 in Deutschland nach wenigen Minuten im ersten WM-Spiel der Engländer mit einem Kreuzbandriss vom Feld musste und sich im März dieses Jahres anlässlich des Ligacups wieder so schwer verletzt hat, dass eine Operation unumgänglich wurde. Ob er allerdings für Capellos Team nominiert worden wäre, steht auf einem anderen Blatt. Ein weiterer, grosser Abwesender bei Enlgand ist David Beckham. Um eine Chance auf einen WM-Platz zu haben, wechselte er von LA Galaxy kurzzeitig zur AC Milan, doch den einstigen Flankengott ereilte ein Achillessehnenriss und damit das Aus.


Fortsetzung folgt (leider)...

Montag, 24. Mai 2010

„Der Krieg der Ausrüster“

Nicht erst seit dem von Konkurrenten als unmoralisches Angebot bezeichneten Versuch Adidas als Ausrüster der Deutschen Nationalmannschaft auszustechen, ist der Krieg der Markenlabels vollends entbrannt und damit in ganz neue Dimensionen vorgestossen. Nike soll damals 50 Millionen Dollar geboten haben, Adidas hat den Zuschlag schliesslich aber für deutlich weniger erhalten.

Die Vorherrschaft der zwei ganz grossen Labels im Fussball, Adidas und Nike, ist auch in Südafrika ersichtlich. Adidas fungiert bei 12 Mannschaften, Nike bei 9 (und da Nike im Jahr 2007 die Englische Traditionsmarke Umbro übernahm, eigentlich 10) als Ausrüster. Dabei steht die Traditionsmarke mit den drei Streifen seit Jahren für grosse Namen wie Deutschland, Frankreich, Argentinien oder Europameister Spanien und stellt seit Jahrzehnten den offiziellen WM-Ball, was jeweils ein Riesengeschäft ist. Marktführer Nike hat Brasilien, die Niederlande und, mit Umbro, England am Hacken der umsatzträchtigsten Nationalmannschaften.

Lachender Dritter war 2006 Puma, das mit Italien den Weltmeister stellen konnte. Ein absolutes Renomée für die Marke mit der spingenden Katze, aus der Trennung der Gebrüder Dassler entstanden und inzwischen zu fast 2/3 in franzöischer Hand, die beinahe schon traditionellerweise viele afrikanische Teams ausrüstet. Nigeria und Südafrika sind allerdings als Adidas-Vertreter an der WM. 2010 kann Puma immerhin 7 Teams vorzeigen, u.a. auch die Schweiz, die Elfenbeinküste und Uruguay.

Kaum eine Rolle spielen in diesem Geschäft die spanischen Labels Joma (Honduras) und Astore (Nordkorea) sowie Brooks (Chile) mit Sitz in den USA. Grosse Abwesende also gibt es im Kampf der drei Giganten kaum, zu nennen sind vielleicht die Italienischen Hersteller Kappa und Lotto, die haben aber vor allen Dingen Clubmannschaften unter Vertrag.

Bei den Schuhen ist das Ganze etwas mehr verteilt, da kommen neben Nike, Adidas und Puma auch Lotto, Mizuno, Reebok (gehört Adidas) und Asics ins Spiel - im wahrsten Sinne des Wortes. In eine noch spezialisiertere Ecke geht es mit den Torwarthandschuhen. Wenn Buffon mit Puma spielt und Julio Cesar mit Reusch, dann hat das Nachahmwirkung bei Nachwuchsgoalies auf der ganzen Welt. Neben den „grossen Drei“ spielen hier die Deutschen Marken Uhlsport und Reusch eine bedeutende Rolle.

Ring frei also für eine weiteres Schaulaufen der Labels und Marken: Bühne Südafrika.

Samstag, 22. Mai 2010

Gruppenfieber, G + H

Gruppe G
Brasilien

Nordkorea

Portugal

Elfenbeinküste

Brasilien. Nach dem enttäuschenden Auftritt 2006 wollen sich die Mannen um Carlos Dunga rehabilitieren. Doch in der Südamerikagruppe zeigten di Brasilianer desöfteren Schwächen in der Offensive, erst im letzten Drittel der Quali drehten Kaka, Lucio, Luis Fabiano und Co. auf und sicherten sich doch noch den ersten Platz. Es wird interessant sein zu sehen ob die Mannschaft etwas vom recht defensiven, auf Konter aufbauenden und taktisch geprägten System Dungas abrücken und den beliebten Ballspektal bieten kann. Nicht ganz überraschend verzichtet der Trainer auf die Dienste des in die Jahre gekommenen Superstars Ronaldinho – für Fussballconnaisseurs zwar schade, aber nachvollziehbar.

Nordkorea. Eine der grossen Unbekannten der WM in Südafrika. Erst ein Mal, 1966 in England, konnten sich die Nordkoreaner für die Endrunde qualifizieren. Brisant waren die Duelle mit Erzfeind Südkorea in den beiden Qualifikationsrunden. In diesen 4 Spielen schossen die Nordkoreaner gerade mal 1 Tor. Und die Spiele waren allesamt sehr bieder und unattraktiv, denn Nordkorea baut auf recht antiquierten Zementfussball mit nur einer Sturmspitze.
In dieser Hammergruppe wird Nordkorea so gut wie keine Rolle, wohl nicht mal die des Spielverderbers, spielen.


Elfenbeinküste. Für mich (alleine schon personell) die klar stärkste Mannschaft Afrikas mit dem Torschützenkönig der Englischen Premier League, Didier Drogba, einem Mittelfeld mit Yaya Toure, Guy Demel und Keita sowie Kone von Meister Marseille im Angriff. Es wird interessant zu verfolgen sein wie der einstige England-Coach Sven-Göran Eriksson die Mannschaft in der schweren Gruppe G einstellen wird um gegen Brasilien und Portugal zu bestehen. Vermutlich wird die Defensive der Elfenbeinküste sehr gefordert sein und über diese schliesslich das Weiterkommen oder Ausscheiden geht.

Portugal. Was für eine Achterbahnfahrt haben die Portugiesen in der Quali zu überstehen gehabt, in der man sich quasi auf den letzten Drücker in die Barrage rettete (2 Siege gegen Bosnien), während Dauer-WM-Teilnehmer Schweden und die einige Zeit vor den Portugiesen klassierten Ungarn schliesslich das Nachsehen hatten. Enttäuschend verlief die EM, an der der viel gelobte aber nicht überall geliebte Cristiano Ronaldo beinahe in der Versenkung verschwand, ehe sein Grosstransfer zu Real Madrid und eine fantastische Saison ihn wieder auf die ganz grosse Fussballbühne hoben. Die verspielten Portugiesen brauchen einen guten Start in das Turnier und dann, wenn die Mannschaft als Mannschaft auftritt und ihre eigentlich starke Offensive umsetzen kann, ist einiges möglich.

Es qualifizieren sich
: Brasilien und Elfenbeinküste.




Gruppe H

Spanien
Schweiz
Honduras
Chile


Spanien. Lange ist die Fussballnation Spanien einem grossen Titel nachgerannt, 2008 hat es endlich geklappt. Und wie. Die Spanier haben fantastischen Fussball geboten und wurden der verdiente Europameister. Es folgte eine Serie von 10 Siegen und 28:5 Toren in der WM-Quali. Erst am Konföderationscup, dem Vorbereitungsturnier zur WM, wurde diese Serie von den USA gestoppt.
Bei vielen gilt Spanien als Topfavorit auf den Weltmeistertitel. Davor stehen allerdings mindestens 7 Spiele und das Verkraften eines möglichen Ausfalls oder verspäteten Ensatzes von Goalgetter Torres. Doch die Spanier sind auf allen Positionen fast doppelt besetzt, etwas was nur wenige Mannschaften für sich reklamieren können. Vieles wird auch von der Form Iker Casillas abhängen, der eine durchwachsene Saison 09/10 zu verzeichnen hatte.


Schweiz. Was für ein missglückter Start in die Qualifikation und welch ein Einstand für „Trainergott“ Ottmar Hitzfeld: 2:2 in Israel nach einer 0:2 Führung und dann der Hammer, 1:2 zu Hause gegen Luxemburg! Doch die Schweizer rappelten sich auf, holten gegen die Griechen 6 Punkte und qualifizierten sich als Gruppenerster direkt für Südafrika. Die Gruppe H ist allerdings keine leichte und die Schweizer müssen sich gegenüber ihren zuletzt gezeigten, recht mässigen Leistungen enorm steigern. Gegen Spanien hat man ürigens eine grausige Bilanz und noch nie gewinnen können. Alles dürfte wohl vom Spiel gegen Chile abhängen, ein schwerer Gegner. Verkraften muss die Schweiz auch den Ausfall von Frankfurt-Captain Spycher. Gespannt darf man auf die Leistung der - mit Ausnahme Derdiyoks - etwas „angegrauten“ Offensivabteilung sein.

Honduras. Nur knapp setzten sich die Mittelamerikaner gegen die höher einzustufenden Costa Ricaner durch. Am Schluss entschied das bessere Torverhältnis zu Gunsten von Honduras, das damit zum zweiten Mal nach 1982 an einer Endrunde teilnehmen kann. Das Team ist zweifelsohne das schwächste der Gruppe H, zudem muss es auf Goalgetter Carlos Costly, der wegen einer Verletzung ausfällt, verzichten. Vieles wird von Wilson Palacios und dem 37jährigen Stürmer Carlos Pavon abhängen.

Chile. Der zweite Platz in der Südamerikagruppe mit nur einem Punkt hinter Brasilien war ein grosser Erfolg und in Chile sind die Erwartungen für diese WM enorm, fast zu sehr gestiegen. Denboch sind die Chilenen eine alles andere als zu unterschätzende Truppe, die für ihre ausgesprochene Härte bekannt ist, aber auch über eine schlagkräftige Offensive (mit Sanchez, Matias Gonzales und Suazo) verfügt. Persönlich stufe ich Chile höher ein als die Schweiz und ich mache mir ein wenig Sorgen um eine Achtelfinalqualifikation der Eidgenossen.

Wer kommt weiter?
Spanien und... das Herz sagt Schweiz, der Kopf Chile.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Gruppenfieber, E + F

Gruppe E
Niederlande
Dänemark
Japan
Kamerun

Niederlande. Was für eine fantastische Vorrunde haben die Niederländer an der EM 2008 in der Schweiz gespielt. Doch im Viertelfinale war gegen die entfesselten Russen Ende. Doch die Oranjes haben das anscheinend gut verdaut und qualifizierten sich verlustpunktlos und mit nur 2 Gegentreffern, allerdings auch in einer nicht allzu schwierigen Gruppe.

Kadermässig können die Niederländer aus dem vollen Schöpfen. Mit van der Vaart, Robben und Sneijder verfügen Sie über ein Mittelfeld, für das andere Nationen sich die Finger lecken würden. Auch auf der Bank wird man stark besetzt sein. Kann das Team die Form der Qualispiele beibehalten, dann gehören die Niederlande zu den absoluten Topfavoriten 2010.

Dänemark. Unvergesslich der Auftritt der Ferien-Dänen an der EM 1992, wo sie für Jugoslawien nachrückten und Europameister wurden. Nach 8 Jahren Durststrecke haben es die Dänen wieder an eine Fussball-WM geschafft; sie setzten sich in einer schweren Gruppe vor Portugal, Schweden und Ungarn durch.

Fast schon traditionellerweise besteht die Dänische Mannschaft zum Grossteil aus Legionären und verfügt mit Bendtner und Tomasson über ein enorm schlagkräftiges Sturmduo. Ein Team, das durchaus zu einer der grossen Überraschungen der WM 2010 werden könnte.

Japan. Seit 1998 qualifizierte sich Japan für jede WM. Weiter als bis ins Achtelfinale haben es die asiatischen Ballzauberer aber noch nicht geschafft und es sieht auch 2010 nicht so aus, als würden sie die Gruppenphase überstehen – man war zwar 2000 und 2004 Asienmeister, aber das sind eben auch schon wieder 6 und mehr Jahre her. Und die Gruppe E ist hammerhart. Es ist zu bezweifeln, dass das Team um Mittelfeldregisseur Nakamura von Espanyol Barcelona über den vierten Platz hinauskommt.

Kamerun. Bereits zum sechsten Mal dabei aber nur einmal haben es die Kameruner über die Gruppenphase hinaus geschafft: 1990 mit der magischen Mannschaft um den unvergesslichen Roger Milla. Personell ist das Team durchaus gut besetzt, da sind Namen wie Eto’o, A. Song, Makoun und Atouba zu nennen, doch die Hintermannschaft von Trainer Erfolgstrainer Paul Le Guen ist ein Schwachpunkt und Teamsenior Robert Song schaut seinen schnelleren Gegenspielern desöfteren hinterher. Ich glaube nicht, dass sich Kamerun in dieser spannenden Gruppe durchsetzen kann.

Es qualifizieren sich: Niederlande und Dänemark.


Gruppe F
Italien

Paraguay
Neuseeland

Slowakei

Italien, nebst Deutschland die zweite typische Turniermannschaft, die durchaus mal das Glück erzwingen kann. Doch die Mannschaft von Trainer Lippi, der die Azzuri nach der erfolglosen EM 08 wieder übernommen hat, dümpelt im Moment klar unter ihren Möglichkeiten. Obwohl Lippi inzwischen auch vermehrt auf junge Spieler setzt und gestandene Leute wie Totti, Grosso und Toni nicht im WM-Kader zu finden sind, bilden Namen wie Buffon, Cannavaro, Gattuso und Zambrotta immer noch das Hauptgerüst. Ich glaube nicht, dass Italien den Titel verteidigen kann und vielleicht wird es 2010 sogar schwerer als auch schon, sich für die Achtelfinals zu qualifizieren?

Paraguay. Platz 3 hinter Brasilien und Chile, punktgleich mit letzteren und nur 1 Punkt hinter Brasilien. Das spricht durchaus für die Qualitäten Paraguays, das sich seit 1998 immer für die WM qualifizieren konnte. Zu unterschätzen sind die Südamerikaner keineswegs, die vor allem mit glänzenden Offensivspielern vom Kaliber eines Roque Santa Cruz, Lucas Barrios und Nelson Valdez aufwarten können. Vielleicht ist das Team für eine Überraschung gut, die sie erstmals über die Achtelfinals hinaus führen könnte?

Neuseeland. Erst zum zweiten Mal nach 1982 (mit dem einstigen Bremer-Urgestein Wynton Rufer) sind die Kiwis an einer WM dabei. Und alleine das Erreichen der Endrunde ist als Grosserfolg zu bezeichnen für ein kleines Land, in dem Rugby klar die Nr. 1 ist. Die Auftritte, die ich in der Qualifikation von Neuseeland sehen konnte, überzeugten absolut nicht und alles andere als Platz 4 in dieser Gruppe darf man schon fast als kleine Sensation bezeichnen.

Slowakei setzte sich überraschend vor dem grossen Bruder und Favoriten Tschechien, dessen Nichtteilnahme eine grosse Enttäuschung ist, als Gruppenerster durch und feiert gleichzeitig die erstmalige Teilnahme an einer Fussball-WM. Die fast ausschliesslich aus Legionären bestehende Mannschaft um Liverpool-Spieler Skrtel, Mittelfeldspieler Hamsik und die Angreifer Holosko und Sestak dürfte es dennoch schwer haben in dieser Gruppe und müssen wohl auf einen Ausrutscher der erfahrenen Teams hoffen.

Es qualifizieren sich: Italien und Paraguay.

Montag, 17. Mai 2010

Gruppenfieber, C + D

Gruppe C
England
USA
Algerien
Slowenien

En
gland hat wie die Niederlande und Spanien eine hervorragende Qualifikation gespielt. Capello holt derart viel aus dem Team heraus, dass man fast schon wieder Hoffnung haben darf, England weit, weit vorne in Südafrika zu sehen. Und wenn die Verletzungshexe zuschlägt, tauchen schnell die Probleme im Kader auf. Spieler wie Rooney sind nicht zu ersetzen. Ein weiteres Manko der Three Lions: Sie haben ein Torwartproblem. James ist 40 und taumelt innerhalb eines Spiels von Weltklasse bis Kreisklasse, Joe Hart ist der begabteste Englische Hüter seit Jahren, hat aber kaum internationale Erfahrung und so scheint es als käme Robert Greene zum Zug.
Und, bitte, der Fussballgott erspare den Engländern (und meinen Nerven) ein Penaltyschiessen…!

U
SA. Kaum ein Team hat in den letzten 10 Jahren solche Fortschritte gemacht wie die USA. Das einstige Niemandsland des Fussballs ist seit 1990 an jeder WM dabei und 2010 wohl stärker einzustufen als 2002, als man mit viel Pech im Viertelfinale an Deutschland scheiterte. Am letztjährigen Konföderationscup stoppten die US-Boys die Rekordserie von Spanien.
Die Mannschaft profitiert von einem enorm starken Kollektiv, unermüdlichem Kampf (einer fast Deutschen Tugend) und mit Tim Howard besitzen sie einen grossartigen Torhüter.

Al
gerien musste gegen den zweimaligen Afrikameister Ägypten in ein Entscheidungsspiel, weil die beiden Erzrivalen punktgleich und mit genau der selben Anzahl Tore an der Spitze der Tabelle standen. In diesem hitzigen Spiel setzten sich die Algerier schliesslich mit 1:0 durch. Von den afrikanischen Mannschaften würde ich Algerien, deren Spieler fast ausschliesslich im Ausland ihre Brötchen verdienen, am schwächsten einstufen. 1986 zuletzt an einer WM ist die Teilnahme in Südafrika schon ein toller Erfolg.

Sl
owenien. Was für eine Serie: 2006 WM, 2008 EM und 2010 wieder dabei – und das für ein kleines Land wie Slowenien, das sich in der Quali gegen die vermeintlich grossen Polen und Tschechien durchsetzten und als Gruppenzweiter schliesslich die hochfavorisierten Russen in der Barrage besiegten. Hut ab. Dennoch ist das Team um Koren und Stürmerstar Novakovic nicht direkter Favorit auf den Achtelfinalplatz. Ein gefährlicher Aussenseiter.

Wer kommt weiter?
England und USA.



Gruppe D
Deutschland
Australien
Serbien
Ghana

Deutschland, Turniermannschaft schlechthin und im eigenen Land schon wieder mit viel, viel Vorschusslorbeeren bedacht, setzte sich problemlos als Gruppenerster vor Russland durch. Doch das Team von Joachim Löw bot zuletzt zwischen Grottenkick und klarer Überlegenheit fast alles, was man im Fussball findet. Achillesferse der Deutschen ist die Innenverteidigung und die vakante Nr. 1 Position (Neuer? Wiese? Oder doch Butt?), Glanzstück die famose Offensivkraft mit Namen wie Klose, Cacau, Gomez, Müller, Podolski, die immer und in jeder Situation für ein Tor aus dem Nichts gut sind – doch hat man hier fast ein Luxusproblem. Wer wird doch noch über die Klinge springen müssen?

Australien ist sicher der Aussenseiter der Gruppe D, wenn man auch auf viele Spieler zurückgreifen kann, die im Ausland, u.a. in England, spielen. Cahill, Kewell, Culina und Goalie Schwarzer sind ein imposantes Gerüst, aber insgesamt wird das wohl nicht ausreichen, obwohl man sich in der Quali u.a. gegen Asienmeister Irak, Japan und China durchsetzten.

Serbien und das imposante Spielerpotential, angeführt von Vidic, Stankovic, Subotic. In der nicht übermässig starken Gruppe mit Frankreich, Österreich und Rumänien qualifizierten sich die Serben als Gruppensieger erstmalig für eine Fussball-WM. Kommen die guten Techniker in einen Spielrausch, dann liegt für die Serben die Achtelfinalquali absolut drin. Weisses Kreuz auf der Brust, rotes Leibchen... nicht verwechseln mit der Schweiz!

Ghana schaffte als erste Mannschaft Afrikas den Sprung nach Südafrika, war 2006 das einzige Team des Kontinents, das sich für die Achtelfinals qualifizieren konnte und verfügt mit Essien von Meister Chelsea über einen starken Mittelfeldregisseur. Doch muss Ghana unbedingt seine Torschwäche überwinden, wenn sie sich in Gruppe D durchsetzen wollen.

Wer kommt weiter?
Deutschland und, hm, schwierig, Serbien.

Samstag, 15. Mai 2010

Gruppenfieber, A + B

Gruppe A
Südafrika

Mexiko

Uruguay

Frankreich


Südafrika hat zwar Heimvorteil, aber die Mannschaft, das haben die letzten Spiele gezeigt (sie qualifizierten sich auch nicht für den Afrikacup!), ist wahrscheinlich zu schwach, als dass man ihnen mehr als Platz 3, gar wohl eher Platz 4, in dieser Gruppe zutrauen könnte –auch wenn sie bereits zum dritten Mal an einer WM teilnehmen. Gut möglich, aber nicht zu hoffen, dass das Zuschauerinteresse mit dem Abschneiden der eigenen Mannschaft steht und fällt.

Mexiko ist für uns Europäer immer eine Unbekannte. Die Mannschaft kann durchaus mit den meisten europäischen Teams mithalten, musste sich aber in den letzten Jahren hinter dem Team der USA anstellen, sowohl in den Qualifikationen, dem CONCAF-Cup wie auch an Weltmeisterschaften. 2005 wurde Mexiko U-17 Weltmeister, einige Spieler sind heute im Kader der Nationalmannschaft.

Uruguay, Fussballnation mit langer Tradition, musste als 5. der Südamerikagruppe gegen Costa Rica um das letzte verbliebene WM-Ticket kämpfen. Starke Einzelspieler, beinharte Defensivspieler und mit Topskorer Diego Forlan von Atletico Madrid ein Superfussballer in den Reihen. Könnte, wenn sie sich steigern und ein gutes Kollektiv aufbauen, durchaus für eine Überraschung sorgen.

Frankreich. “Les bleus” zeigten sich in den letzten Jahren nach der überraschenden Finalteilnahme an der WM 2006 in erschreckend schwacher Verfassung. Der 2. Rang hinter Serbien zwang die Franzosen in die Barrage gegen Irland, wo das Glück tüchtig mithalf. Erstaunlich schwach ist die Truppe des umstrittenen Raymond Domenech vor allem beim Torabschluss – und das trotz Leuten wie Anelka, Henry, Ribery - auf junge Durchschlagskraft à la Benzema und Nasri verzichtet Domenech. Mit Hugo Lloris verfügen sie über einen der besten und talentiertesten europäischen Goalies, der vor allem auf der Linie ungemein stark ist.

Wer kommt weiter? Ich tippe auf Uruguay und Frankreich.


Gruppe B
Argentinien
Nigeria
Südkorea
Griechenland

Argentinien sollte trotz der schwachen Qualifikation, die sie nur auf Rang 4 in Südamerika abschlossen, nicht unterschätzt werden, wenn auch über die Qualitäten von Trainer Madonna diskutiert werden darf. An hochklassigem Spielermaterial mangelt es bei den Gauchos wahrlich nicht und mit Messi haben sie den derzeit wohl besten Fussballer in ihren Reihen. Daneben Leute wie Agüero, Tevez und Higuain. Was für eine Offensivkraft.

Nigeria ist nach 94, 98 und 2002 zum drittem Mal an einer Fussball-WM dabei und konnte sich erst im letzten Spiel für Südafrika qualifizieren. Technisch ist die Mannschaft zwar hui, hinten aber eher pfui. Mittelfeldregisseur Mikel von Chelsea ist noch verletzt, viel dürfte von ihm und seiner Form abhängen. Schwierig einzuschätzen, aber ganz sicher nicht zu unterschätzen!

Südkorea ist bereits zum achten Mal an einer WM dabei (unvergessen das Vorstossen 2002 bis ins Halbfinale) und ist dabei der Rekordteilnehmer aus Asien. Läuferisch sind die Südkoreaner immer sehr stark und stecken nie auf. Einige Spieler sind ausserdem in europäischen Ligen Englands, Frankreichs oder Schottlands tätig. Trotzdem der grosse Aussenseiter der Gruppe B.

Griechenland hat an einer Fussball-WM noch kein Tor erzielen können. Sie waren zwar auch erst einmal (1994) dabei, aber Otto Rehhagels manchmal etwas altertümlich anmutender, wenn auch nicht erfolgloser Fussball, ist nicht unbedingt für Offensivspektakel gut. Dass man mit wenigen Toren aber auch Europameister werden kann, stellten sie 2004 unter Beweis. Seither blieben die Erfolge allerdings aus. Die Griechen, hinter der Schweiz als Gruppenzweiter für die Barrage qualifiziert und dort gegen die Ukraine erfolgreich, müssen sich eindeutig steigern, wollen sie in dieser Gruppe bestehen.

Wer kommt weiter? Argentinien und Nigeria.

Freitag, 14. Mai 2010

Minus 4 Wochen oder die Qual der Trikotwahl


Liebe Freunde des geschätzten Ballschiebens

Ich werde versuchen in diesem WM-Tagebuch der Versuchung zu widerstehen Fangequatsche und Besserwissertum à la “die Nation ist der beste Trainer” loszuwerden. Sollte das doch hie und da durchschimmern, möge man es mir nachsehen. Der Fussballfan ist auch nur Mensch. Jedenfalls werde ich versuchen bis zur WM unregelmässig etwas zur und rund um die Weltmeisterschaften schreiben, während der WM soll es dann täglich sein. Mal sehen…

Doch zum Hauptthema:
Genau heute in 4 Wochen findet das Eröffnungsspiel der Fussball-WM in Südafrika statt. Für einen leidenschaftlichen Fussball-Liebhaber ist der Anlass natürlich der Höhepunkt des Jahres. Es gibt aber nebst dem Zählen der verbleibenden Tage auch noch andere, freilich angenehme, Vorwehen: Welche Trikots der teilnehmenden Mannschaften kommen dieses Jahr in meine bescheidene Sammlung? Beschränke ich mich, was rein wirtschaftlich wohl der Fall sein dürfte, auf die Mannschaften, die mir am nächsten liegen, so werden es immerhin 4 bis 5 Trikotsätze sein: Brasilien, Dänemark, England, Spanien und als Eidgenosse natürlich die Schweiz. Heim und auswärts vielleicht. Da und dort ein Torwarttrikot. Hui. Rechnen wir hoch gibt das im “besten” Fall 10 Stück, im “schlechtesten” 12, 13…! Kommen noch die Nationen dazu, die ich aus besonderen Gründen sammle (USA zum Beispiel): 15, 16… oje. Sorgen eines Fussballfans.

Am Donnerstag spielte Deutschland seinen ersten offiziellen WM-Test. 3:0 gegen Fussballzwerg Malta. “Sie haben sich bemüht”, hiess es nach dem abschlussschwachen Kick, derjenigen, die sich eigentlich noch für das Team aufdrängen wollten. “Sollte man nicht zu ernst nehmen”, lautete ein anderes Fazit, in dem auch das Fernbleiben von Bremen und Bayern-Spielern, die noch Pokalfinale und Champions-League-Endspiel vor sich haben, klargestellt wurde. Viele der Tests vor der WM, und das grosse Testen beginnt erst, werden mit dem ersten Gruppenspiel ad acta gelegt. Zurecht. Wer will sich schon vor einer WM verletzen, sich verausgaben, Selbstvertrauen holen? Und wer braucht letzteres wirklich?

Es gibt genügend Mannschaften, die es schaffen sich während einer WM unglaublich zu steigern. Deutschland, Italien, Argentinien kommen mir da in den Sinn. Turniermannschaften. Dann gibt es wiederum Teams, die schon oft nach einer tollen Gruppenphase völlig eingebrochen sind: Holland, Brasilien. Und ja, die Schweiz. Oder diejenigen, bei denen ein Elferschiessen zu akutem Nervenflattern führt. England. Und ja, die Schweiz.

Und dann gibt es noch Spanien. Galaktisches Spanien?

In dem Sinne: Auch der WM-Ball ist rund und er rollt langsam aber sicher an.

Bis bald,